Die Germanen.
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gleichfalls ungeschoren, war entweder über dem Scheitel in einen Schopf
gebunden oder fiel lose auf die Schultern herab. Hunger und Kälte ver-
mochten die Germanen wohl zu ertragen, schwer dagegen Durst und Hitze.
Nahrung und Kleidung: Brot, Fleisch, Käse, Wildbret und
Baumfrüchte waren die gewöhnlichen Speisen. Mehr als Wasser und Milch
liebten sie Gerstenbier und Honigmet. Wein brachten ihnen die römischen
Kaufleute; doch war die Weineinfuhr bei manchen Stämmen, z. B. bei den
Sueben, verboten. Das allgemeine und alltägliche Kleidungsstück war ein
kurzer, grober Mantel aus Wolle, der mit einer Spange oder auch nur
mit einem Dorne zusammengehalten wurde. Die Vornehmen bekleideten
sich auch mit enganliegenden Leibröcken. Im Winter kamen dazu Pelze.
Die Männer trugen Hosen; sonst unterschied sich die Tracht der Frauen
nicht viel von der der Männer, nur daß die Frauen auch Mäntel aus
Leinwand zu tragen pflegten.
Haus und Hof: Steinerne Häuser kannten die alten Deutschen nicht.
Ihre mit Schilf oder Stroh bedeckten Holzhütten, an Gestalt Bienenstöcken
ähnlich, konnten sogar auf Wagen fortgeschafft werden. Daneben kannten
sie nur Blockhäuser, denen einzelne Völkerschaften durch bunte Tünche ein
freundliches Aussehen zu geben wußten. Die Winterkälte verscheuchte sie
in unterirdische. Kellerwohnungen. Städte gab es nicht, selbst geschlossene
Dörfer waren nicht beliebt. Die Wohnungen lagen vereinzelt oder zu kleinen
Gruppen vereinigt, indem jeder sich da niederließ, wo ihn eine Quelle, ein
Bach, eine Aue oder ein schützendes Baumdach zum Bleiben einlud. *) Die
Gehöfte waren mit einer Hecke oder mit einem Zaun umgeben, auch durch
Gräben und wachsame Hunde geschützt.
Beschäftigung: Arbeit galt eines freien Mannes nicht für würdig.
Vom Krieg oder von der Jagd heimgekehrt, verbrachten die alten Deutschen
l) Daher gibt es so viele Ortsnamen, die mit Brunn, Bronn, Born; Ach, Bach;
Au, Wiese, Wang, H^ide, Feld, Tal (Klinge); sowie mit Baumnamen zusammengesetzt
sind; z. B. Heilbrouu, Urach, Biberach, Wiesentau, Ellwangen (— Elchwiese), Hohen¬
linden, Forchheim, Siebeneichen. — Eine hervorragende Rolle spielt dabei der Wald,
dem im Lauf der Jahrhunderte immer mehr urbares Land abgerungen wurde durch
Schlagen, Reuten und Brennen; daher die Zusammensetzungen mit Wald, Holz, Hart,
Lohe, Lach, Schlag, Reut, Kreut (Gereut), Ried, Rod (Roth, Rott), Brand, Schwand,
Gschwand; z. B. Hesselohe (Haselwald), Perlach und Bernlohe (— Bärenwald). —
Aus Einzelhöfen entwickelten sich - Dörfer und Städte; daher die Namen auf -Hofen
(fofen), -Hausen, -heim (Harn, kam); daher auch die Namen auf -iug (Bayern), -ingen
(Schwaben), -ungen (Thüringen), indem diese Endungen an den Namen des Hofbesitzers
angehängt wurden, z. B. an Otto (Otting), an Gifelher (Geiselhöring).