Object: Literaturgeschichtliches Lesebuch

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43. Doch heftig stieß sie den Helden von sich, 
ihr den langen weg zu verleiden, war fruchtlos- 
da berief er den hogni zum heimlichen Rate, 
dem sein innerstes herz er eröffnen durfte. 
44. „Im Saal will ich sehen die sämtlichen Mannen, 
deine wie meine, es drängt die Not! 
daß dem Weibe man wende die wilden Gedanken, 
bis lindernd die Zeit ihr Leid besiegt." 
45. Nur wenige Worte erwiderte hogni: 
„Erfüllen mög' sich ihr finstres Geschick! 
verleide ihr keiner den langen weg, 
und verwehrt sei ihr ewig die Wiedergeburt! 
46. „verwünscht schon kam sie aus Weibesschoß, 
geboren ward sie, um Loses zu stiften, 
manchem Manne zum Mißgeschick." 
47. Erzürnt brach Gunnar die Zwiesprache ab, 
zu schaun, wie die Gattin ihr Gold verteilte- 
es schweifte ihr Blick auf des Schatzes Fülle 
und des Saalgesindes entseelte Leiber. 
48. In die Goldbrünne fuhr sie grimmigen Sinnes, 
eh' die Brust sie durchbohrte mit blitzendem Stahl- 
dann lehnt' sie ins Kissen sich langsam zurück, 
an Mord noch denkend, das Messer im Herzen. 
49. „hervor nun mögen die Frauen treten, 
die funkelndes Gold zu empfangen wünschen- 
ich gebe jeder glänzenden Schmuck, 
Laken und Decke und lichte Gewänder." 
50. Sie standen in stummem Staunen zuerst, 
dann gaben sie eine Antwort sämtlich: 
„Tot sind genug, wir trachten zu leben- 
noch vieles können wir Frauen wirken." 
51. Die Königin sprach nach kurzem Besinnen, 
die linnengeschmückte, die lenzesjunge: 
„Gezwungen soll keiner — das ziemte sich schlecht — 
missen das Leben um meinetwillen. 
52. „Doch es brennen dereinst auf eurem Gebein 
Kleinode nicht noch die Körner Menjas, 
wenn die Norne euch nötigt, mir nachzufolgen.
	        
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