I.
Die Zeit der Volksherzoge.
554-948
Süddeutschland vor der Völkerwanderung.
In den vier letzten Jahrhunderten vor Christus wurde Süd-
deutschland von Völkerstämmen mit keltischer Sprache bewohnt.
Die mächtigsten waren die Helvetier, welche vom Maine bis zu den
Schweizeralpen, und die B ojer, welche von Böhmen bis zu den
bayer-ischen und österreichischen Alpen wohnten. Aber noch während
des letzten Jahrhunderts vor Christus wurden diese keltischen
Stämme von deutschen Stämmen unterworfen, vernichtet oder
vertrieben. In das Gebiet der Helvetier und in die Nachbarlande
jenseits des Rheins drangen die Sneven ein. Ein Stamm der
Sueveu, jener der Markomannen zog dann unter seinem Herzog
Marbod wieder ostwärts und nahm Böhmen weg. Die Bojer
zwischen der Donau und den Alpen wurden von ihren östlichen
Nachbarn, den Geten, vernichtet.
Doch schon nach kurzer Zeit wurde den Deutschen ein großer Teil
der eroberten Länder durch die Römer wieder abgenommen. Was
den Sueven jenseits des Rheins gehörte, eroberte Cäsar. Die Alpen,
welche noch im Besitze rätischer und keltischer Stämme waren, und
das Land nordwärts bis zur Donau ließ Augustus um das Jahr 15
vor Christus durch seine Stiefsöhne Drnsus und Tiberins wegnehmen.
Tirol mit seinen Nachbargebieten wurde Rätien, das Land zwischen
Preger, Lehrb. d. bayer. Geschichte. iL Aujl. 1