Friedrich III., Kurfürst v. Brandenburg, später Friedrich I., König in Preußen. 221
ganzes Lager den Christen als Beute lassen. An der Schlacht nahmen
auch 6000 Brandenburger unter dem General v. Barfuß teil. In
dem Bericht, den der kaiserliche Oberfeldherr dem Kurfürsten Friedrich III.
erstattete, heißt es, daß er die Tapferkeit der brandenburgischen Offiziere
und Truppen nicht genug rühmen könne.
Der Krieg schleppte sich noch mehrere Jahre ohne Entscheidung hin,
bis der berühmte Feldherr Prinz Eugen von Savoyen die Führung
des kaiserlichen Heeres übernahm1. Der erste in der Reihe der glänzenden
Siege, welche den Namen des Prinzen in Deutschland volkstümlich ge-
macht'haben, ist der von Zenta a. d. Theiß (1697). Die Türken er¬
litten furchtbare Verluste; viele Tausende fanden teils auf dem Schlacht-
felde, teils in den Fluten der Theiß den Tod. Wiederum hatte ein
brandenburgisches Hilfskorps rühmlichen Anteil am Siege. Im
Frieden von Karlowitz wurde den Habsburgern der Besitz Ungarns
bestätigt (1699). Nur ein kleiner Teil blieb in den Händen der Türken.
Dieses Stück wurde in einem neuen österreichisch-türkischen Kriege von Eugen
gewonnen. Der Prinz erfocht glänzende Siege bei Peterward ein (1716)
und bei Belgrad (1717). Auf den letzteren bezieht sich das Volkslied: „Prinz 1717
Eugenius, der edle Ritter".
d) Teilnahme am spanischen Erbfolgekriege. 1701
a) Das Testament Karls II. von Spanien. Der letzte König aus ^
der spanischen Linie des Hauses Habsburg, Karl II., starb im Jahre 1700. ^
Da er kinderlos war, so hatte er, ohne auf seine österreichischen Verwandten
Rücksicht zu nehmen, den französischen Prinzen Philipp von Anjou,
einen Enkel seines Schwagers Ludwig XIV., zum Erben aller seiner
Länder (Spanien mit den Kolonien, Belgien, Mailand, Neapel mit
Sizilien) eingesetzt. Ludwig XIV. nahm das Testament an, und sein
Enkel bestieg als Philipp V. den spanischen Thron, den seitdem die Bour-
bonen behauptet haben.
ß) Die Bundesgenossen und die Streitkräfte Leopolds I. und
Ludwigs XIY. Gegen diese „Störung des europäischen Gleichgewichts"
i Prinz Eugen stammte aus einer Nebenlinie der Herzoge von Savoyen
(am Genfer See) und war in Paris geboren. Wegen seines schwächlichen Körpers
wurde er von seinen Verwandten für den geistlichen Stand bestimmt; er selbst
entschied sich jedoch sür die militärische Laufbahn. Als Ludwig XIV. ihm diese
verschloß, wandte er sich nach Österreich, trat in das kaiserliche Heer ein und
zeichnete sich im Kampfe gegen die Franzosen und die Türken aus. Zum Ober-
besehlshaber ernannt, blieb er fast 40 Jahre bis zu seinem Tode (1736) an der
Spitze des österreichischen Heeres und Staates. In dieser Zeit befestigte der
Staat der Habsburger seine Großmachtstellung und bewährte seinen
alten Ruf als Bollwerk des christlichen Europas gegen den Islam.
Mertens, Hilssbuch d. deutschen Geschichte. II. 7. u. 8. Aufl. 15