Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

38 IV. Die Zeit des geteilten Erbherzogtums. 1253—1508. 
ihren persönlichen Vorteil dem ihres Hauses unterzuordnen. Statt 
daß einer der Familie alle Gewalt geerbt hätte, teilten sie, und 
wie sie, so auch ihre Nachkommen. Die Kraft des Hauses wurde 
hiedurch geschwächt, und gegen das Ende des Mittelalters waren 
die Wittelsbacher eines großen Teils der Vorteile verlustig ge- 
gangen, welche die Gunst der Zeiten ihnen gebracht hatte. 
Otto II. hatte zwei Söhne hinterlassen, Ludwig den 
Strengen und Heinrich1). Ludwig oersöhnte sein Hans mit 
der Kirche und das Interdikt wurde bem Lande abgenommen. Bald 
nachher teilten die Brüder ihre Länder, weil sie sich nicht 
vertrugen. Ludwig der Strenge bekam Oberbayern mit München 
und die Rheinpfalz mit ber an ihr haftenben Kurstimme; Heinrich 
erhielt Niederbayern mit Lanbshut 1255. Es war bas erste Bei¬ 
spiel einer Teilung herzoglicher Gewalt in Deutschland, unb ob- 
wohl eine solche ber älteren Rechtsansicht zuwiber war, so fanb 
bieser Vorgang boch balb auch anberwärts Nachahmung; benn 
man sah jetzt überall bie fürstliche Gewalt als erbliches Familien- 
eigentum an. Ludwig wurde ein besserer Fürst, als er anfangs 
erwarten ließ. Eine entsetzliche Blutthat, zu der ihn die jähe 
Heftigkeit seiner Natnr hinriß, brachte ihn vom Argwohn gegen 
andere zur Aufmerksamkeit auf sich selbst. Er hatte seine unschul- 
dige Gemahlin Maria von Brabant aus falschem Verdacht ohne 
Verhör zu Donauwörth enthaupten lassen 1256. Das Entsetzen, 
als er seine Schuld erkannte, bleichte ihm, wie bie Sage erzählt, 
bas Haar in einer Nacht. Zur Sühne baute er bas Kloster Fürsten- 
feld. In Eintracht staub Ludwig zunächst wieber zu seinem Bruber. 
Er eilte ihm von ber Pfalz her zu Hilfe gegen Ottokar von Böh- 
men, ber es rächen wollte, baß Bayern einen Teil Österreichs ihm 
vorenthielt. Die Herzoge schlugen'Ihn 1257 bei Mühlborf so, baß 
er um Frieben bitten mußte. Eine bedeutende Vergrößerung er¬ 
hielten bie Besitzungen beiber Brüder durch die Güter des hohen- 
staufischen Hauses, welche nach dem unglücklichen Ende ihres Neffen 
Konradin zum großen Teile ihnen zufielen. Viele Orte von Donau- 
i) Ludwig II., der Strenge, 1253 (1255)-1294. 
Heinrich XIII. 1253 (1255)-1290.
	        
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