Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

25. Wilhelm IV. von Bayern. 1508—1550. 
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So lange Zwist im herzoglichen Hause war, konnte der Adel 
hoffen, seinen Willen durchzusetzen. Hier nämlich forderte der jüngere 
Ludwig von seinem Bruder Wilhelm Anteil an der Regierung. 
Er behauptete, das Erbfolgegesetz seines Vaters leide auf ihn keine 
Anwendung, da er vor dem Erlasse desselben geboren sei. Erst als 
Wilhelm nachgab und so die Eintracht herstellte, vermochten die Her- 
zöge eine festere Stellung dem Adel gegenüber einzunehmen. Hie- 
ronymus von Stauf, dem man schuld gab, daß er die Brüder im 
Interesse des Adels zu entzweien gesucht habe, wurde hingerichtet. 
Nun huldigte der Adel und fügte sich wenige Jahre nachher auch 
einer Steuer, welche die Herzoge auf sein Vermögen legten. 
Wenn die Herzoge jetzt häufigere Geldforderungen an die Stände 
brachten als früher, so hatte dies in den veränderten Verhältnissen 
seinen Grund. So war z. B. das Heerwesen ein ganz anderes ge- 
worden. Denn während früher die kriegspflichtige Mannschaft des 
Landes auf der Stände Kosten ins Feld zog, hatten jetzt die Herzoge 
meist geworbenes Kriegsvolk, das sie selbst zu besolden hatten. 
Und immerdar gerüstet zu sein, war durch die Zeit geboten. 
So wurde im I. 1519 Herzog Wilhelm von dem schwäbischen 
Bunde in Anspruch genommen, dessen Mitglied er war. Als nämlich 
Herzog Ulrich von Württemberg die Stadt Reutlingen, welche zum 
Bunde gehörte, überfallen hatte, wurde Wilhelm von dem Bunde mit 
der Führung des Krieges betraut. Der Herzog übernahm den Auf- 
trag um so bereitwilliger, als sich ihm hier zugleich eine Gelegenheit 
bot, seine Schwester Sabina zu rächen, welche von Ulrich, ihrem Ge- 
mahle, um seiner Untreue und rohen Behandlung willen zu ihm sich 
geflüchtet hatte. Mit Hilfe des kriegskundigen Georg von Frnnds- 
berg, Herrn zu Mindelheim, wurde Ulrich aus seinem Lande vertrieben. 
Als sich wenige Jahre nachher die Bauern des südlichen Deutsch- 
lands gegen ihre Bedrücker erhoben, blieb die Ordnung in Bayern 
ungestört, nicht blos weil die herzogliche Gewalt gefürchtet war, son- 
dern weil auch das Wohlwollen, mit welchem oftmals die bayerischen 
Herzoge die niederen Stände gegen den Adel in Schutz genommen 
hatten, den Haß gegen sie nicht aufkommen ließ. Dafür wurde die 
kriegerische Hilfe Bayerns von dem benachbarten Erzbischof von Salz- 
Preger, Lehrb. d. baher. Geschichte. 11. Aufl. 5
	        
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