34. Das Haus der Wittelsbacher zur Zeit Ferdinand Marias zc. 85
®te deutschen Städte hatten schon von jener Zeit an schwer ge-
litten, seit welcher der Welthandel neue Bahnen auf dem atlantischen
Meere gefunden hatte. Doch behaupteten sich Nürnberg und Augs-
bürg noch über ein Jahrhundert lang durch .jenen strebsamen Geist,
der sie groß gemacht hatte, und manche mit großen Kosten aufgeführte
öffentliche Bauten geben Zeugnis, wie hoch diesen freien Bürger-
fchaften noch immer ihr Gemeinwesen stand. So ließ die Stadt
Augsburg um die Zeit des Beginnes des dreißigjährigen Krieges
durch den Baumeister Elias Holl ein Rathaus aufführen, das zu
den schönsten Deutschlands gehört. Aber durch eben jenen Verderb-
lichen Krieg wurde demUnternehmungsgeistundWohlstand der Städte
die letzte und schwerste Wunde geschlagen. Augsburg und Dürnberg
sind von nun an nur noch der Schatten ihrer früheren Größe.
3n Bayern war der Einfluß des Adels schon im 16. Jahr*
Ändert im fortwährenden Abnehmen begriffen. Dann richtete der
lauge und verwüstende Krieg seinen Besitz wie seine Macht vol-
lends zu Grunde, während eben dieser Krieg den Fürsten ein
starkes Heer und die umfassendste Gewalt in die Hände gab. Seit
1612 tft in Bayern mit einer einzigen Ausnahme unter Maximi-
lians Nachfolger kein Landtag mehr gehalten worden. Der blei¬
bende.Ausschuß, den die Stände zu München hatten, sank zu
einer ohnmächtigen Verwaltungsbehörde herab. Fast überall bil-
dete sich in den weltlichen Territorien die unumschränkte Landes-
hoheit der Fürsten in jenen Zeiten aus.
VI.
Selbständigkeit der landesherrlichen Gewalt nach
außen und der Zerfall des Reichs.
1651-1806 (1813).
84. Das Haus der Wittelsbach^ zur Zeit Ferdinand Marias
und Karl Ludwigs.
Seit durch ben dreißigjährigen Krieg die fürstliche Gewalt fast
uberall unumschränkt und die der Stände bedentnngslos geworden
Wurbc fei)r bald das Interesse der Fürstenhäuser der Mittel-