Die Heroen von Athen. 131 
Nachdem Athene von der Gäa den schlangenfüßigen Erichthonios 
oder Erechtheus als kleines Kind erhalten hatte, übergab sie denselben 
in einem Kistchen den 3 Töchtern des Kekrops mit dem Gebote, dasselbe 
nicht zu 'öffnen. Herse und Aglauros aber, von Neugierde getrieben, 
öffneten das Kistchen. Sie wurden von der Göttin mit Wahnsinn gestrast 
beim Anblicke des Kindes mit den Schlangenfüßen. Die Pandrösos 
machte Athene zu ihrer Priesterin und übergab ihr den Erichthönios zur Er- 
ziehuug in ihrem später nach demselben Erechtheion benannten Tempel auf 
der Akröpölis von Athen. 
Die Söhne des Kekrops starben schon vor ihm, und Athene machte 
den Erichthönios zu seinem 4. Nachfolger. Erichthönios soll seiner 
Drachenfüße wegen die 4radrigen Wagen erfunden haben; auch stiftete er 
seiner Beschützerin Athene zu Ehren das Fest der Athenäen aus welchem 
später die Panathenäen entstanden. 
Stammtafel des Erichthönios. 
Erichthönios oder Erechtheus I. 
Pandron l. 
Erechtheus II. — Pr okne — Philomela. 
Kekrops II. — Kreusa Orithyia Prokris. — Chthonia. 
| verm. mit Tuthos. verm. mit Boreas. verm. mit 
| J | Kephalos. 
Pandion Jon — Achä'os Zetes — Katars — Kleöpatra 
| verm. mit Phineus. 
Ägeus — Püllas — Nisos 
wurde König 
von Megära. 
Des ersten Kekrops Enkel Kephalos war mit der schönen Prokris 
vermählt. Nachdem er das Unglück gehabt hatte, dieselbe auf der Jagd zu 
tobten, verließ er Athen und begab sich nach der von ihm bevölkerten Insel 
Kephallenla, die nach ihm den Namen erhielt. 
Pandion und Erechteus II. 
Pandion vermählte seine Tochter Prokne mit dem Thraker- 
fürften Tereus, weil ihm dieser in einem Kampfe mit dem Könige Lab- 
dakos von Theben zum Siege verhelfen hatte. Prokne bat einst ihren 
Gemahl, ihr doch ihre Schwester Philomela, nach der sie sich sehr sehnte, 
für einige Zeit aus dem elterlichen Haufe zu holen. Tereus reiste nach 
Athen, und Pandion vertraute dem eifrig Drängenden die jugendliche Phi- 
lomela an. In Thrakien angekommen, brachte aber Tereus die Jungfrau 
in ein einsames Schloss, anstatt sie zu ihrer Schwester zu geleiten. Dann 
versprach er ihr, wenn sie seine Gemahlin werden wolle, die Prokne zu 
verstoßen. Philomela war entrüstet über diese Treulosigkeit und drohte 
ihrem Schwager, der Schwester seine schändlichen Anschläge zu verratheu, 
sowie sie zu derselben komme. Damit sie dies nie könne, schnitt der erzürnte 
Tereus der Armen die Zunge heraus und höhnte, sie solle doch jetzt hin- 
gehen und ihn verrathen. Die Verstümmelte hielt er fest verwahrt. 
Als Tereus zu Prokne zurückkehrte, gab er vor, Philomela wäre 
auf der Reise von Athen nach Thrakien gestorben. Diese aber wob mit 
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