356
Die Cultur der Griechen.
§ «2.
Architektur.
Die verschiedenen Tempelarten. Der Tempelbezirk. Die Zeit von Solon bis
auf Kimon 590—470 v. Chr. Die Zeit von Kimon bis zur makedonischen Oberherr-
schaft, 470—338 v. Chr. Die Akröpölis und ihre Prachtbauten: Propyläen, Par-
thenon und Erechtheion. Die Zeit von der makedonischen Oberherrschaft bis zum
Untergange der griechischen Freiheit.
Die verschiedenen Tempelarten.
Man hat die Tempel verschieden benannt je nach der Zahl ihrer Säulen und
dann je nach der Art wie dieselben gestellt sind. Hier folgen die verschiedenen
Tempelarten, die nach der Säulenstellung benannt sind:
1. Der Antentempel. Die einfachste Art die Säulen mit dem Tempel in
Verbindung zu setzen war die, eine von den 4 Wänden, die wo der Eingang sich befand,
wegzulassen und 2 Säulen zwischen den beiden Mauern anzubringen. Einen solchen
Tempel nennt man templum in antis oder Antentempel^ weil die Säulen
zwischen den Stirnpfeilern der Wände (den Anten) stehen. Der Tempelraum
selbst wurde dann noch einmal durch eine Zwischenwand in 2 Theile getheilt. Der
vordere Raum hieß Pronäos und war zur Aufnahme von Weihgeschenken, Weih-
wasser und auf den Gott des Tempels bezüglichen Bildwerken bestimmt. Der Hintere
Theil wurde Naos oder Cella genannt. Hier stand das Götterbild auf sorg-
lich umgrenztem Räume, mitunter in einer besonderen Nische und unter schützender
Decke. Auch Altäre und selbst Bilder anderer Götter, die in irgendeiner Beziehung
zu dem Tempelgotte standen, befanden sich in der Cella.
2. Der Doppelantentempel. Dies war ein Antentempel, der auch auf der
Westseite 2 Säulen und dadurch noch
einen dritten Tempelraum, das Opisthö-
domos hatte. Indem Opisthodomoswur-
den Gelder des Gottes und wegen der
großen Sicherheit, die ein Tempel ge-
währte, auch Urkunden und öffentliche und
private Gelder aufbewahrt. Durch eiser-
nes, oft prachtvolles, vergoldetes Gitter-
werk, welches zwischen den Säulen bis
zum Gebälke reichend angebracht war,
schloss man diesen Raum, sowie die Vor-
Halle, noch besonders ab.
3. Der Prostylos. Dieser entwickelte
Grundriss eines Doppelantentempels, sich aus dem Antentempel. Bei ihm
(Pros. Lübke's Abr. der Gesch. d. Baukunst), stehen die Säulen, ,etzt 4 an der Zahl,
nicht mehr innerhalb der Seltenwände,
sondern vor denselben und werden durch das Gebälk mit den Wänden verbunden.
Mit dem über sie hingeführten Dache, das sie nun freistehend stützen, bildeten sie
Fig. 59.
Fig. 60.
Amphiprostylos (Prof. Lübke's Abr. d.
Gesch. der Baukunst.)
eine Säulenhalle, in welcher die präch-
tigen Weihgeschenke aufgestellt wurden.
4. Der Amphiprostylos. Dieser
Tempel hat auch auf der Rückseite eine
Tempelhalle. Die Befriedigung des Auges
verlangte noch diese 2te Säulenreihe,
namentlich wenn der Tempel ganz frei
stand.
5. Der Peripteros. Dieser ist die
letzte und vollkommenste Form der Säulen-
Verbindung mit dem Tempel, denn bei
ihm wurden die Säulen um alle 4 Seiten
des Baues herumgeführt, so dass er von
allen Seiten gleich schön erschien. Diese
Form wurde auch von den Griechen am
meisten angewandt namentlich in dem dorischen Style. An den Langseiten war der
Abstand der Säulen von den Wänden der Cella ab so groß wie der unter einander,
vorn und hinten aber war er bedeutend größer. Penpteraltempel waren: der