Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2,1)

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§ 86. Ludwigs des Bayern und Friedrichs des Schönen Kampf und 
r*r Versöhnung. Sieben Jahre nach der Schlacht am Morgarten wurde der 
MühZors Burgerkrieg zwischen den streitenden Königen durch die Schlacht bei Mühl- 
1322 dors am Inn entschieden. Friedrich hatte sie begonnen, ehe sein Bruder 
Leopold hatte zu ihm stoßen können. Sie wurde durch den plötzlichen 
Angriff Friedrichs IV., des Burggrafen von Nürnberg, der auf Ludwigs 
Seite focht, zu dessen Gunsten entschieden; Friedrich wurde geschlagen 
und sogar gefangen genommen und nach der Burg Trausnitz in der Ober- 
Pfalz gebracht. 
Der Bürgerkrieg nahm jedoch auch jetzt noch kein Ende. Denn Herzog 
Leopold setzte ihn tatkräftig und unversöhnlich fort; und zugleich nahm 
Johann der zu Avignon residierende Papst Johann XXIL, obwohl er ganz von 
XXH' dem französischen Könige abhängig war, die alten Machtansprüche des 
Papsttums wieder auf, forderte, daß die Entscheidung des Thronstreits 
ihm übertragen würde, und belegte Ludwig mit dem Banne. Jetzt tat 
dieser selbst den ersten Schritt, um sich mit seinem gefangenen Gegner zu 
versöhnen; er versprach ihm die Freiheit, wenn er aus die Krone ver- 
zichtete und auch Leopold und seine übrigen Verwandten bestimmen könnte, 
in diesen Frieden einzuwilligen. Aber Leopold verweigerte hartnäckig seine 
tfmZi Zustimmung. Da kehrte Friedrich, dem Versprechen getreu, in die Haft 
zurück; Ludwig aber sprach ihn nunmehr von der Gefangenschaft los und 
schloß mit ihm einen neuen Vertrag, wonach beide gemeinsam als Könige 
regieren wollten. Indessen ist Friedrichs Einfluß immer sehr gering 
gewesen; er starb im Jahre 1330, nachdem schon vorher sein Bruder 
Leopold aus dem Leben geschieden war und damit der Bürgerkrieg sein 
Ende gefunden hatte. 
§ 87. Ludwigs spätere Regierung. Ludwig war schon vor Friedrichs 
Tode nach Rom gezogen und hatte sich von dem Vertreter des römischen 
Volkes die Kaiserkrone aufs Haupt setzen lassen. Indessen hielt Johann XXIL 
Kurzem auch ferner den Bann aufrecht. Da traten im Jahre 1338 die deutschen 
311 SRenfe Kurfürsten zu Renfe am Rhein zusammen, dort, wo sich noch heute ein 
steinerner, auf Säulen ruhender Bau, der Königsstuhl, erhebt und von 
wo, wie man sagt, der Schall des Hifthorns nach den Landen von vier 
Kurfürsten getragen ward. Hier setzten sie in dem sogenannten Kur- 
verein fest, daß der deutsche König zu seiner Wahl der Zustimmung des 
Papstes nicht bedürfe. 
Hausmacht Jedoch war Ludwig wenig beliebt, besonders weil er in häßlicher 
Weise jede Gelegenheit benutzte, um seine Hausmacht zu mehren. Im
	        
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