§ 136. Maximilian II. von Bayern 1848—1864.
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der Notariate zur Folge hatte. Gleichzeitig wurden neue Strafgesetz-
bücher und das allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch eingeführt. Leitender
Ministerpräsident war damals Freiherr von der Pfordten.
2. SHule und Wissenschaft. Eine besondere und vielseitige
Sorgfalt widmete Maximilian der allgemeinen Hebung des Schulwesens
und der Wissenschaften.
Die Lehrpläne der Mittelschulen erfuhren durchgreifende Verbesserungen
(Studienplan von 1854); auch dem Volksschulwesen sind mannigfache För-
derungen zu teil geworden (Regelung der Besoldungsverhältnisse der Volksschul-
lehrer 1861). Die großmütigste Fürsorge aber wendete der Fürst der Wissenschaft
und dem Hochschulwesen zu. Begabte Studierende wurden mit Stipendien
unterstützt oder kostenfrei in dem eigens zu solchem Zwecke gebauten Maximi lia-
nennt zu München untergebracht. Die drei Landesuniversitäten zu München,
Würzburg und Erlangen sind reich mit Lehreinrichtungen ausgestattet worden; auf
erledigte oder neugegründete Lehrstühle wurden auch außerbayerische Gelehrte
berufen, fo der Chemiker Justus Liebig, die Historiker Heinrich Sybel und Wilhelm
Giesebrecht, der Kulturhistoriker Wilhelm Riehl, der Ästhetiker Moriz Carriere und
andere. Für Erforschung der deutschen und bayerischen Geschichte gründete der hoch-
gesinnte König 1858 an der Münchener Akademie die Historische Kommission
(Vorsitzender Leopold Ranke aus Berlin). Der Erforschung und Verbreitung der
heimischen Landes- und Volkskunde diente auch das von einem Kreise bayerischer
Forscher und Schriftsteller herausgegebene Werk „BaVaria". — Zur Ehrung
der verdientesten Gelehrten und Künstler Deutschlands stiftete der König 1853 den
Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.
3. ^fortgesetzte Kunsttljätigkeit. Unter der Regierung Maxi-
milians IL erfreute sich die Kunstthütigkeit in Bayern der Fürsorge
zweier Könige, insoferne Ludwig I. auch nach seiner Abdankung nicht auf-
Hörte, derselben seine hohe Gönnerschaft zuzuwenden, und zugleich sein
Sohn, der regierende König, in die Fußtapfen des Vaters trat.
a) Ludwig ließ zu dieser Zeit die Propyläen in München errichten und
mehrere der schon früher begonnenen Bauten vollenden, wie das Siegesthor und
die Bayerische Ruhmeshalle (mit der Bavaria) in München und die Befreiungshalle
dei Kclhcim (eröffnet 1863). Auch die Restaurierung der Frauenkirche in München
und der Bau der Kirche in Haidhausen fallen in diesen Zeitraum.
-b) An Maximilians Namen ist unter anderem die Schöpfung der Gasteig-
und der Maximilians-Anlagen und der Bau der prächtigen Maximilianstraße in
München geknüpft, an welcher er mehrere Standbilder, das neue Regierungsgebäude,
das Maximiliaueum (mit historischen Gemälden von Piloty, Kaulbach u. a.) und das
bayerische Nationalmuseum errichten ließ. Letzteres stiftete der König „Seinem
Volk zu Ehr und Vorbild", wie die Aufschrift besagt, und bestimmte es zur Aufnahme
kunstgewerblicher Erzeugnisse aller früheren Jahrhunderte (mit besonderer Berück-
sichtigung der bayerischen Landesteile); zugleich ließ er die ganze Flucht von Sälen
mit Wandgemälden ausschmücken, durch welche die wichtigsten Begebnisse aus der
bayerisch-psälzischen Landesgeschichte veranschaulicht werden sollten. In die Re-
Lierungszeit Maximilians fällt auch die Gründung des Germanischen Museums
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