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Die deutsche Kaiserzeit 919 — 1250.
Otto um Hilfe an. Da zog dieser im Jahre 951 über die Alpen und
vermählte sich mit ihr zu Pavia. Sie war seine zweite Gemahlin;- die
erste, Editha, eine angelsächsische Prinzessin, war gestorben. Zugleich
nahm Otto den Titel eines Königs der Langobarden an. Doch kam
es zunächst nicht zu einer völligen Bezwingung Berengars, sondern dieser
wurde, nachdem er Ottos Oberhoheit anerkannt hatte, von ihm mit Italien
belehnt.
ßhffifä8 Da brachen in Ottos Familie Streitigkeiten aus. Sein Sohn Liu-
Konrads boIf unb sein Schwiegersohn Konrad waren erbittert über den großen
Einfluß, den Adelheid und zugleich Heinrich von Bayern am Hofe gewonnen
hatten. Sie empörten sich, und so begann von neuem der Bürgerkrieg.
Zudem benutzten auch die Ungarn die Gelegenheit, in das von inneren
Wirren zerrissene Deutschland einzufallen. Aber gerade die äußere Gefahr
führte dem Könige viele wieder zu, die auf der Seite der Aufrührer ge¬
standen hatten. Liudolf und Konrad. verloren ihren Anhang und unter-
warfen sich, von Reue erfüllt; ihre Herzogtümer wurden ihnen genommen.
fchiachtrm.f Und NUN konnte Otto mit der Macht seines ganzen Reiches den
Leckftlde Ungarn entgegentreten. Auf dem Lechfelde bei der Stadt Augsburg,
955 die sich unter der Führung ihres wackeren Bischofs der feindlichen Be-
lagerung erwehrt hatte, kam es zur Schlacht. Zwar gelang es den Ungarn,
das deutsche Heer zu umgehen und die Nachhut zu schlagen. Dann aber
siegte die deutsche Tapferkeit; ein großer Teil der Feinde ertrank im Lech,
viele kamen auf der Flucht um, ihr Lager wurde erobert. In dieser
Schlacht starb Konrad der Rote, der durch tapferen Kampf seinen Abfall'
sühnen wollte, den Heldentod.
Seitdem sind die Ungarn nicht mehr nach Deutschland eingefallen.
Allmählich wurden sie aus Nomaden ein seßhaftes Volk, und um das
Jahr 1000 nahmen sie auch das Christentum an.
§ 48, Die Gründung des römischen Kaiserreichs deutscher Nation.
Einige Jahre nach der Ungarnschlacht konnte Otto zum zweiten Male nach
Italien ziehen. Er befestigte nicht nur seine königliche Gewalt in diesem
Lande und schickte Berengar, der sich wieder erhoben hatte, als Gefangenen
nach Deutschland, sondern er zog in Rom ein und ließ sich von dem
damaligen Papste zum römischen Kaiser krönen. Seitdem wurde es
Grundsatz, daß nur die deutschen Könige die römische Kaiserkrone tragen
Kaiser-g dürften; es entstand das römische Reich deutscher Nation. Als
902 römischer Kaiser galt der deutsche König für den Schutzherrn der Christen-
heit, für den ersten Herrscher des Abendlandes. Auch das Papsttum war