Otto IL, Otto III. und Heinrich II.
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ihm Untertan. Als der damalige Papst von ihm abfiel, ließ er ihn ab-
setzen, einen anderen Papst wählen und verpflichtete die Römer, keinen
Papst zu weihen, ehe er ihn bestätigt habe.
Freilich hat die Notwendigkeit, ihre Macht über Italien zu behaupten,
gar zu oft die deutschen Könige über die Alpen gerufen, und viel deutsches
Blut ist auf italienischem Boden geflossen; die große nationale Aufgabe,
den Osten zu erwerben und wieder deutsch zu machen, mußte hinter dem
Wunsch, Italien zu besitzen, zurücktreten; und je öfter die Könige in der
Ferne weilten, desto ungehinderter konnte sich die Macht der großen Vasallen
in Deutschland entwickeln. Otto dem Großen gegenüber regte sich indessen
kein Widerstand, obwohl er den größten Teil seiner letzten Lebensjahre
in Italien verbrachte. Damals ließ er seinen jungen Sohn Otto eben-
falls zum Kaiser krönen und vermählte ihn mit der griechischen Prinzessin
Theophano.
Im Jahre 973 starb er zu Memleben. Er war einer der mäch- Ott^|:ob
tigsten deutschen Könige im Mittelalter; von gewaltigem Körperbau, ernstem
Blick, hoheitsvoll und ehrfurchterweckend; streng, furchtbar in seinem Zorn
und doch leutselig, gern verzeihend, freigebig, von vielgerühmter Treue,
dazu von herzlicher Frömmigkeit; die Kaiserwürde erschien ihm als ein
ihm von Gott anvertrautes Amt, und ehe er sich die Krone aufs Haupt
setzte, pflegte er zu fasten. Er hat ein starkes deutsches Königtum begründet;
er hat Deutschland zur ersten Macht der Christenheit gemacht. Er ver-
dient in Wahrheit den Beinamen „der Große". Im Dom zu Magde-
bürg, das er besonders geliebt hat, liegt er begraben.
Otto II., Otto III. und Heinrich IL
§ 49. Otto II. 973 — 983. Otto II. bestieg den Thron im Alter 973 bis
von achtzehn Jahren. Er hatte mit mancherlei inneren und äußeren 983
Wirren zu kämpfen. Sein Vetter, Heinrich der Zänker von Bayern, Heinrich der
erregte Unruhen, wurde aber besiegt und verlor zeitweilig sein Herzogtum; 8anfer
damals wurde Kärnten von Bayern als selbständiges Herzogtum ab-
getrennt. Dann machte der französische König Lothar einen Einfall nach Lothar von
Lothringen und nahm Aachen ein, wo er den Kaiser beinahe gesangen ^ ^
genommen hätte. Doch rächte sich dieser durch einen Heereszug nach Frank-
reich, auf dem er bis nach Paris vordrang.
Sodann zog Otto nach Italien. Er gedachte feiner Herrschaft auch
Unteritalien zu unterwerfen, das damals teils noch in der Hand der
Griechen, teils von den Arabern erobert war, die von Sizilien aus dort- Niederlage
hin gedrungen waren. Aber sein kühner Versuch scheiterte; bei Cotrone, Colone
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte 11,1. 19. Aufl. 4