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ihn ein früher Tod hinweg; eben war er im Begriff, einen Feldzug gegen
den guelfisch gesinnten König von Neapel, einen Nachkommen Karls von
Anjon, zu unternehmen, da starb er in Toskana. In Pisa ist er beigesetzt.
Ludwig der Bayer 1314—1347 und Friedrich
der Schöne 1314—1330.
Nach dem Tode Heinrichs VII. fand eine Doppelwahl statt. Die Thronstreit
habsbnrgische Partei wählte Herzog Friedrich den Schönen von Öfter-
reich, Albrechts I. Sohn; die Gegner erhoben Herzog Ludwig von
Bayern, einen Wittelsbacher. So tobte in Süddeutschland wieder ein
Bürgerkrieg, der sich lange Jahre ergebnislos hinzog.
§ 85. Die Schweizer Eidgenossenschaft. In jene Zeiten fällt die Er-
Hebung der drei Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden gegen die
Herrschaft der Habsburger, welche die Hoheitsrechte, die sie in jenen
Gebieten ausübten, auch über die freien Bauern ausdehnen und eine
landesfürstliche Macht begründen wollten. Dieser Ereignisse hat sich die
Sage bemächtigt. Sie erzählt, wie die Vögte, welche Albrecht I. über
das Land gesetzt habe, sich maßlose Bedrückungen hätten zuschulden kommen
lassen, vor allen der Landvogt Geßler, der seinen Hut auf dem Markt
zu Altdorf aufrichten ließ und von den Vorübergehenden verlangte, daß
sie den Hut grüßten wie ihn selbst. Sie erzählt, wie der kühne Alpen-
schütze Wilhelm Teil sich dessen geweigert, wie er den Apfel auf dem Die^a-
Haupte feines Sohnes getroffen, wie er in der hohlen Gasse bei Küß- Rütlisage
nacht den Landvogt erschossen habe. Sie berichtet ferner, wie sich ehren-
hafte Männer aus den drei Kantonen in stiller Nacht auf dem Rütli,
einer Waldwiese hoch über dem See, zusammengefunden und den Schwur
getan hätten, das Vaterland zu befreien. Tells Tat habe das Zeichen zum
Aufstand gegeben; die Zwingburgen wurden gebrochen und das Land befreit.
Die Geschichte weiß demgegenüber nur davon, daß die drei Wald- Bund^der
stätte bereits 1291 einen Bund miteinander schlössen, um ihre Freiheit
zu sichern, daß sie aber unter Albrechts I. Regierung sich der Herrschaft
der Habsburger fügten und daß erst Heinrich VII. ihnen ihre Freiheiten
bestätigte. Nach seinem Tode glaubte Herzog Leopold, Friedrichs des
Schönen Bruder, die Zeit gekommen, um mit ihnen endgültig abzurechnen.
Aber als im Jahre 1315 die österreichischen Ritter am Morgarten,
einem Bergpaß im Kanton Zug, emporstiegen, erlitten sie mit ihren nn- 1315
behilflichen Rüstungen durch die mit Hellebarden bewaffneten Schweizer
eine furchtbare, blutige Niederlage.