Full text: Deutsche Geschichte von der Reformationszeit bis zum Tode Friedrichs des Großen (Teil 2,2)

Der Siegeszug Gustav Adolfs. 
41 
König von Schweden. Er war der Enkel Gustav Wasas, unter dessen 
Führung sich das schwedische Volk von der Verbindung mit Dänemark 
losgemacht und der in Schweden die Reformation eingeführt hatte. Er 
hatte sich zu dem deutschen Kriege vornehmlich aus zwei Gründen ent- 
schlössen: erstens, weil er die Machterweiterung des Hauses Habsburg 
fürchtete, das jetzt schon nach der Ostsee die Hände ausstreckte, welche 
Schwedens Könige zu einem schwedischen Meere zu machen wünschten; 
andrerseits, weil er dem evangelischen Glauben zu Hilfe kommen wollte, 
der durch die Siege der katholischen Waffen auf das äußerste bedroht 
war. Denn Gustav Adolf war nicht nur ein weitsehender, klarblickender 
Staatsmann und furchtloser, kriegsgeübter Feldherr, er war auch ein von 
seinem Glauben innerlich tief ergriffener evangelischer Christ; in ihm ver- 
einigten sich in bewunderungswürdiger Weise Klarheit des Verstandes, 
Festigkeit des Willens und Tiefe des Gemüts. Er hatte bisher siegreiche 
Kriege gegen die Russen und die Polen geführt; jetzt entschloß er sich zu 
dem Kriege, durch den Schweden für einige Zeit zur Großmacht des 
Nordens wurde. Frankreich, obwohl eine katholische Macht, unterstützte 
ihn mit Geld; der große französische Staatsmann und Kardinal der Kirche, 
Herzog von Richelieu, derselbe, der, um die Staatseinheit zu begrün- Richelieu 
den, die Hugenotten bekämpfte, stellte sich auf die Seite des evangelischen 
Schwedenkönigs, um der Machtentfaltung des Hauses Habsburg, des 
alten Nebenbuhlers des französischen Königtums, entgegenzutreten. 
Gustav Adolf besetzte zunächst einen Teil Pommerns, dessen Herzog, 
der letzte seines Stammes, ihm die Tore von Stettin öffnete. Am 
Wiener Hofe glaubte man den „Schneekönig" verachten zu dürfen; „wir 
haben halt a Kriegel mehr", fagte Kaiser Ferdinand. In der Tat waren 
es zunächst nur wenige deutsche Stände, die sich dem „Löwen aus Mitter- 
nacht" anschlössen. Insbesondere die beiden Kurfürsten von Branden- ^nMuß 
bürg und von Sachfen dachten zwischen ihm und dem Kaiser eine neutrale burag 
Stellung einzunehmen. Der erstere, Georg Wilhelm, Gustav Adolfs 
Schwager, ließ sich dabei u. ct. von der begründeten Besorgnis leiten, 
daß Gustav Adolf Absichten auf Pommern habe; dieses nahm aber auf 
Grund eines Erbvertrags Brandenburg für sich in Anspruch. Erst als 
Gustav Adolf feine Kanonen auf Berlin richtete, verstand sich Georg 
Wilhelm dazu, sich an ihn anzuschließen und ihm Spandau einzuräumen. 
Indessen verwandte Tilly seine ganze Kraft darauf, Magdeburg 
einzunehmen. Jetzt wie zur Zeit des Interims ein Hort des Protestan- 
tismus, hatte sich die Stadt dem Restitutionsedikt widersetzt, war daher 
geächtet und zunächst von dem General Pappenheim belagert worden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.