Erster Zeitraum.
Von der ältesten Zeit bis zur Gründung des Frankenreiches Bis
481
n. Chr.
durch Chlodwig. Die deutschen Stämme 481
in ihrer Vereinzelung.
1. Maine, KerKnnft und Einwanderung der Deutschen in die
Länder zwischen Weichsel, Kßein und Donau.
a) Name. Wohl kein Volk der Erde führt so verschiedene Namen
wie das unsrige. Bis zum 10. Jahrhundert bezeichneten sich unsere Vor-
fahren mit keinem gemeinsamen Namen. Erst in dieser Zeit kommt die
Benennung Deutsche auf. Das Wort „deutsch" bedeutet soviel wie
volkstümlich und wurde zunächst (um 800 n. Chr.) zur Bezeichnung der
Volkssprache im Gegensatze zu der Gelehrtensprache, dem Lateinischen, an-
gewandt, dann aber allmählich auf die, welche die Sprache des Volkes
redeten, übertragen (Deutsche — Volksgenossen). Von den Kelten wurden
unsere Vorfahren Germanen (— Nachbarn?) genannt. Diese Bezeichnung
übernahmen dann die Römer und später die Engländer. Bei den Slawen
heißen die Deutschen Njemzi, d. h. die Stummen (die Unverständlichen).
Die Italiener nennen uns Tedeschi [fpr. Tedeski^, was von teutiscus
abzuleiten ist, der lateinischen Form für das althochdeutsche diutisk
(— deutsch) Die bei den übrigen Völkern üblichen Namen sind Be-
zeichnungen einzelner deutschen Stämme, wie Ällemands (Alemannen) bei
den Franzosen, Sachsen bei den Skandinaviern, Franken bei den
Morgenländern, z. B. den Türken.
b) Herkunft. Wie die Sprache und gewisse Züge der Götter- und
Heldensage beweisen, gehört unser Volk zu der indogermanischen
1 Man unterscheidet in unserer Sprache die hoch- oder oberdeutsche und die
nieder- oder plattdeutsche Mundart. Zu jener gehören das Fränkische, Ale-
mannische und Bayrische, zu dieser das Sächsische und Friesische. Das Hochdeutsche
hat drei Entwicklungsstufen durchlaufen: das Althochdeutsche bis etwa 1100, das
Mittelhochdeutsche von 1100 bis etwa 1500, das Neuhochdeutsche von 1500 bis zur
Gegenwart.