Full text: Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

Die Völkerwanderung bis zur Gründung des fränkischen Reiches. 29 
Ifl. Die weiteren Schicksale der auf den Trümmern des weströmischen 
Meiches errichteten Staaten. 
Das westgotische Reich erstreckte sich zu der Zeit seiner höchsten 
Blüte über den größten Teil Spaniens und über das südliche Gallien bis 
zur Loire und den Westalpen. Aber gerade damals erstand ihm ein 
gefährlicher Gegner in dem durch Chlodwig gegründeten Frankenreiche 
(S. 32). An dieses verlor es alles Gebiet nördlich der Pyrenäen. Nach 
dem Verluste Tolofas wurde Toledo in der Mitte Spaniens die Hauptstadt. 
Noch schlimmer für den Bestand des westgotischen Staates erwies sich 
die Bildung des arabischen Weltreiches. Dieses war von dem 
Araber Mohammed ^ begründet worden und dehnte sich allmählich über 
Vorderasien und den Nordrand Afrikas aus. Im Jahre 711 setzten die 
Araber über die nach ihrem Feldherrn Tarik benannte Meerenge von 
Gibraltar (= Fels des Tarik) und führten durch den Sieg bei Jerez 
[ft)L Theres] unweit Cadiz den Sturz des Westgotenreiches herbei. 
Ein Teil der Bevölkerung flüchtete in die asturischen Berge. Von hier 
aus gründete sie in unablässigen Kämpfen mit den Arabern (Mauren) 
neue christliche Staaten, aus denen das Königreich Spanien und das 
Königreich (jetzt Republik) Portugal hervorgegangen sind. 
2. Das Reich der Vandalen bestand nur etwa hundert Jahre. Seit 
dem Tode des tatkräftigen Geiserich (477) ging es unaufhaltsam seinem 
Zerfall entgegen. Der religiöse Gegensatz zwischen den arianischen 
Vandalen und den katholischen Römern, der zu grausamen Verfolgungen 
der Katholiken führte, und die Verweichlichung der ohnehin nicht sehr 
zahlreichen Vandalen schwächten es in solcher Weise, daß der oströmische 
Kaiser Justinian ihm mit leichter Mühe ein Ende machte (534). 
Der König Gelinter floh in das Atlasgebirge, wo er in einer Bergfeste 
sich zu behaupten suchte. Zur Übergabe aufgefordert, weigerte er sich anfangs und 
soll sich drei Gaben erbeten haben: ein Stück Brot, um feinen Hunger zu 
stillen, einen Schwamm, um seine Tränen zu trocknen, und eine Zither, um dazu 
ein Lied zu singen, das er auf sein Unglück gedichtet habe. Schließlich bewog ihn 
das Elend seiner Leidensgefährten, sich zu ergeben. Er wurde zu Konstantinopel 
im Triumph aufgeführt und erhielt ein Landgut in Kleinasien. 
1 Das Jahr feiner Übersieblung von Mekka nach Med! na würbe 
bas Anfangsjahr ber mohammedanischen Zeitrechnung. Die Lehre Mohammebs ist 62 
niedergelegt im Korän. Sie verlangt von ihren Anhängern ben Glauben an 
einen Gott (Monotheismus) unb an bas Prophetentum Mohammebs, bie V er- 
breitung des Glaubens durch Feuer und Schwert sowie zahlreiche 
gute Werke (Fasten, Beten, Wallfahren, Almosengeben). Eigentümlich ist dem 
Mohammedanismus der Glaube an ein unabänderliches Schicksal (Fatalismus).
	        
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