Die Völkerwanderung bis zur Gründung des fränkischen Reiches. ZI
An ihre Stelle trat ein anderes germanisches Volk, die Langobarden
(S. 7). Diese hatten sich schließlich in Pannonien niedergelassen, das
durch den Abzug der Ostgoten frei geworden war. Von hier brachen
sie im Jahre 568 unter ihrem König Alboin nach Italien auf und
eroberten den größten Teil der Halbinsel. Nur wenige Städte unb Land¬
schaften blieben im Besitze bes byzantinischen Statthalters, ber mit dem
Titel Exarch in Raven na wohnte. Der Schwerpunkt des lango-
bardischen Reiches lag in der Po-Ebene (Lombardei). Königsitz war das
feste Pavia am Tessin, unweit des Po. Vergebens haben sich die späteren
Könige bemüht, ganz Italien unter ihrem Zepter zu der-
einigen. Ihre Versuche scheiterten vornehmlich an dem Widerstande der
Päpste, die nach Unabhängigkeit von jeder weltlichen Macht strebten und
bei den Franken einen kräftigen Rückhalt fanden. Im Jahre 774 machte
der Frankenkönig Karl der Große dem langobardischen Reid
x. Die Verschiebung der Grenzen Germaniens. Im Osten wurde
die Elbe der Grenzfluß Deutschlands, da in die von den Ostgermanen
geräumten ostelbischen Lande die Slawen einrückten. Was im Osten für
das Germanentum verloren ging, wurde im Westen und Süden gewonnen.
Das linke Rheinufer und das Gebiet zwischen der oberen
Donau und den Alpen wurde durch das Vordringen der West-
germanen germanisiert. Am weitesten nach Westen drangen die Sal-
franken vor, deren Gebiet der Kern und Grundstock bes großen Franken-
reiches werben sollte. Sogar bas überseeische Britannien trat in bie
Reihe ber rein germanischen Länber ein.
2. Die gegenseitige Einwirkung des Germanentums und des Römer-
tums. Die Westgermanen, welche auf römischen Boden auswanderten, auch
die Angeln und Sachsen, behielten ihr Volkstum, d. h. ihre Eigenart in
Sprache und Sitte, und unterdrückten das römische Wesen fast
vollständig. Nur ein Teil der Franken, der in das Innere des römischen
Galliens eindrang, vermischte sich, ebenso wie die ostgermanischen
Burgunder, Westgoten und Langobarden, mit der einheimischen Bevölkerung.
Aus dieser Vermischung, wobei das Römertum sich als der stärkere Teil
erwies, entstanden die romanischen Nationen: Franzosen, Spanier,
Portugiesen, Italiener. Der Rest der Ostgermanen (Vandalen, Ost¬
goten u. a.) hielt wegen des religiösen Gegensatzes sein Volkstum rein,
gewann aber auch seinerseits auf die ihn umgebende Römerwelt keinen
Einfluß, sondern ging fast spurlos zu gründe.
e (S. 45).
IV. Aolgen der Völkerwanderung.