Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

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Antonius vor dem versammelten Volke anbot, gern angenommen, wenn ihm 
nicht das Murren der Menge gezeigt hätte, daß er besser tue, dies noch nicht 
zu wagen. 
Cäsar wandte seine gewaltige Macht in vortrefflicher Weise an, so daß Kenten- 
seine kurze Regierung zum Segen sür das Reich wurde. Gegen seine 
bisherigen Gegner zeigte er eine klug berechnete Milde und begnadigte viele 
von ihnen. In den Provinzen gründete er zahlreiche Kolonien und 
siedelte dort arme Bürger an; so gelang es, die große Zahl der Besitzlosen, 
die sich in Rom aufhielten und dort von den Getreidespenden des Staates 
lebten, zu vermindern. Die Untertanen des Reichs schützte er gegen die 
Erpressungen der Statthalter und der Steuerpächter. Der zunehmen- 
den Sittenlosigkeit suchte er durch Gesetze entgegenzutreten, welche auf Ge- 
walttat und Bestechung harte Strafen setzten und den Luxus einschränken 
sollten. Auch den Kalender, der in völlige Zerrüttung geraten war, ordnete 
er unter Heranziehung eines Astronomen aus Alexandria. So entstand der 
julianische Kalender, der allgemein in Geltung gewesen ist, bis 
ihn im sechzehnten Jahrhundert Papst Gregor XIII. hat verbessern lassen; 
in Rußland gilt er noch heute. 
Mitten in seiner großartigen Herrschertätigkeit erlag Cäsar einer Ver- 
schwörung, an der sich teils begnadigte Pompejaner, teils unzufriedene 
Cäsarianer beteiligten und deren Führer der finstere und ehrgeizige C a s s i u s 
und der von Cäsar immer sehr begünstigte Junius Brutus waren. 
Als er am 15. März 44 trotz mehrfacher Warnungen und trotz der bösen Cäsars^Er- 
Träume seiner Gemahlin sich in den Senat begeben hatte, wurde er von i5.Marz44. 
den Verschworenen überfallen. „Auch du, Brutus!" rief er, als auch dieser 
den Dolch auf ihn zückte, verhüllte sein Haupt und sank, von dreiundzwanzig 
Stichen durchbohrt, an der Bildsäule des Pompejus nieder. 
Cäsar gehört als Feldherr wie als Staatsmann und 
R e g e n t zu den größten Männern der Weltgeschichte. Um seinen Ehrgeiz 
zu befriedigen und die Alleinherrschaft zu erreichen, hat er unlautere Mittel 
nicht verschmäht; aber als er die Macht in den Händen hatte, erwies er 
sich als einen großen Regenten. Der vielseitige Mann zählt aber auch zu 
den bedeutendsten römischen Schriftstellern; er hat die Geschichte 
seiner Taten selbst geschrieben. 
5. Die Zeit des Emporkommens Octavians. 
Tas zweite Triumvirat. 
§ 104. Die Cäsarmörder hatten gehofft, daß sich ihnen die Be- Antonius, 
völkerüng Roms begeistert anschließen würde. Aber das Gegenteil trat ein.
	        
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