Die griechische Kunst und Wissenschaft.
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größere Reiche und eine große Anzahl kleinerer Staaten hervor. Die drei
Großmächte, die sich bildeten, waren Macedonien, Syrien und Ägypten.
Macedonien wurde von dem Geschlecht derAntigoniden beherrscht;
es war ein Militärstaat, der durch sein Heer auch auf die benachbarten
griechischen Staaten einen maßgebenden Einfluß ausübte. Der größte der
Diadochenstaaten war das Königreich der Seleuciden, Syrien oder
auch Asien genannt, das sich zeitweilig von Kleinasien bis nach Iran
erstreckte; aber es war ein Reich ohne innere Einheit, dazu von untüchtigen,
genußsüchtigen Königen beherrscht. Ägypten, das Reich der Ptole-
mäer, war vorzugsweise ein See- und Handelsstaat, der eine starke Flotte
besaß. Aber in Alexandria wurde auch die Wissenschast gepflegt; dort
befand sich die berühmteste Bibliothek des Altertums; es wurde neben
Athen, das feinen wissenschaftlichen Ruhm auch ferner behauptete, und
der kleinafiatischen Königsresidenz Pergamon, wo das Pergament er-
funden worden sein soll, ein Sammelpunkt für die Gelehrten.
Die Diadochenreiche haben den vordringenden Römern nicht wider- Die Römer
stehen können. Zuerst erlag ihnen Macedonien; im Jahre 146 er-
oberten sie Griechenland und zerstörten K o r i n t h. Später sind auch Klein-
asien, Syrien und Ägypten Provinzen dieses Weltreiches geworden.
Die griechische Kunst und Wissenschaft.
§ 53. Die Züge Alexanders hatten griechischem Wesen eine un-
geheure Verbreitung eröffnet; ein großer Teil Vorderasiens nahm allmählich
die griechische Sprache und die griechische Kultur an. Und während der
griechische Freistaat ein Ende nahm, lebten die griechische Wissenschast
und die griechische Kunst weiter fort. Unter den Wissenschaften ist vor
allem die Philosophie zu nennen; nach dem Tode Platons und des Philosophie.
Aristoteles waren es besonders die Schulen der Stoiker und der Epikureer,
die großen Einfluß gewannen.
Die griechische Kunst hatte auch nach Phidias herrliche Schöpfungen Kunst,
hervorgebracht. In der B a u k u n st trat dem dorischen und ionischen der
korinthische Stil zur Seite, dessen Säule ein mit Akanthusblättern
geschmücktes Kapitäl trägt. Die bedeutendsten Bildhauer des vierten Jahr-
Hunderts waren Praxiteles, dessen Hermesstatue in Olympia wieder-
bildete, während ihn A pell es malte. Derselben Zeit entstammen wohl
auch die großartigen Büsten des Zeus und der Hera, von denen die
«rstere nach ihrem Fundort, der italienischen Stadt Otricoli, die andere
Neubauer, Geschichtl. Lehrbuch für Mädchensch. I. 3. Anss. 4