152
Das Zeitalter des Emporkommens Preußens 1648 — 1786.
wijk beim Haag im Jahre 1697 abgeschlossen wurde. Die Reunionen gab
er heraus, behielt aber Straßburg.
§ 166. Die Türkenkriege. In derselben Zeit setzte Kaiser LeopoldI.
den Krieg mit den Türken fort, der langwierig war, aber zu großen Er-
folgen führte. Der bedeutendste Feldherr Österreichs in diesem Kriege, zu-
gleich einer der hervorragendsten Staatsmänner, die dem Hause Habsburg
Prinz eugett. gedient haben, war Prinz EugenvonSavoyen. Sein Vater war ein
französischer General, seine Mutter eine Nichte Mazarins gewesen; er selbst
hatte sich nicht entschließen können Geistlicher zu werden, wie seine Eltern es
wünschten, und war, da ihm Ludwig XIV. den Eintritt in das französische
Heer versagte, in österreichische Dienste gegangen. Er war klein von Wuchs,
aber ebenso tapfer wie umsichtig, kühn und entschlossen, von reinem und hoch-
sinnigem Charakter; bei den Soldaten war er, der „edle Ritter" des Volks-
liedes, in hohem Grade beliebt. Im Alter von vierunddreißig Jahren trug
er bei Z e n t a an der Theiß einen glänzenden Sieg über die Türken davon.
1699 wurde Frieden geschlossen; fast ganz Ungarn fiel damals an das Haus
?eichi?ch-°Österreich. So entstand die österreichisch-ungarische Groß-
©Uroim?t§e m 0 $ * / Zu der einst die Heirat Ferdinands I. den Grund gelegt hatte (§ 93)X
Preußens Erhebung zum Königreiche und der spanische Crbfolgekrieg.
§ 167. Die Erhebung Preußens zum Königreiche. Kurfürst Fried-
r i ch III. wünschte nichts mehr als sich die Königskrone auf das Haupt setzen
zu können. Jene Zeit legte mehr Wert als irgend ein anderes Zeitalter auf
Formen, Rang und Titel. Nun war Brandenburg-Preußens Bedeutung in
der Tat größer als die irgend eines anderen deutschen Staates, von Osterreich
abgesehen. Zudem waren erst vor kurzem mehreren Nachbarfürsten wesent-
liche Rangerhöhungen zugefallen. Der prunksüchtige und ausschweifende,
durch seine Körperkraft berühmte Kurfürst August II. Der Starke von
Sachsen war, nachdem er den evangelischen Glauben seiner Väter abge-
schworen hatte und katholisch geworden war, von dem polnischen Reichstag
zum König von Polen gewählt worden; für den wölfischen Herzog von
Hannover war eine neunte Kur geschaffen worden, auch winkte ihm
die Aussicht auf die englische Königskrone.
Kaiser Leopold war zunächst nicht geneigt, dem aufstrebenden Hause
Hohenzollern eine solche Erhöhung seines Ansehens zuzugestehen. Aber der
Tod des kinderlosen Karl II. von Spanien stand bevor; und für den
drohenden Krieg um das spanische Erbe erschien es dem kaiserlichen Hofe
vorteilhaft, sich die Hilfe der tapferen und bewährten brandenburgischen