Doch war man in den neuen Steuerfragen — abgesehen von dem
besser ausgebildeten Steuersystem der Städte — naturgemäß noch
so ungeschickt, daß sich arge Härten nicht vermeiden ließen. Beson-
ders drückend waren die durch Besteuerung aufgebrachten hohen
Summen, die bei Verleihung von kirchlichen Ämtern, besonders von
Bistümern, gegeben werden mußten, zumal wenn die Bischöfe rasch
nacheinander starben oder das Bistum wechselten.
Der Klerus. Vielfach dienten Bistümer und Klöster zur Ver-
sorgung Adeliger: manche Bischöfe fühlten sich nur als weltliche
Fürsten, die ihre geistliche Amtstätigkeit ganz den neuen Weih-
bischöfen überließen. Das Ansehen des niederen Klerus hatte be-
sonders dadurch gelitten, daß das Auftreten der zahlreichen Geist-
lichen, die meist von den alten, geringen Naturalbezügen leben
muhten, nicht immer der Würde des Standes entsprach.
Der Humanismus und die Erfindung des Buchdrucks.
Der Humanismus. Im Mittelalter war das Griechische fast
unbekannt; einzelne griechische Werke (Aristoteles) lernte man durch
arabische Übersetzungen kennen. Das alte Römische Reich und seine
Sprache waren aber dem mittelalterlichen Menschen durch den
römischen Weltreichs- und Kaisergedanken, die kirchlich-lateinische
Sprache und die Verbindung mit Italien stets lebendig geblieben,
wenn auch aus der lateinischen Literatur nur wenige Dichter gelesen
wurden, wie z. B. Terenz und der sehr beliebte Virgil.
Nach 1300 dämmert auf diesem Gebiete ebenfalls eine neue
Zeit. Auf der Grenze steht Dante Alighieri (f 1321), der
große Dichter der „Göttlichen Komödie". In Italien regten noch
während des 14. Jahrhunderts hauptsächlich Petrarka und Boc-
caccto das Studium der klassischen lateinischen Sprache an. Durch
die Eroberung Konstantinopels (1453) erhielt die in Italien an alte
Überlieferungen anknüpfende und darum bald volkstümlich-nationale
Bewegung eine kräftige Förderung. Die aus der griechischen Kaiser-
stadt geflohenen Gelehrten vermittelten die Kenntnis der griechischen
Sprache und Literatur und gaben so den Anstoß zu einer noch ein-
gehenderen Beschäftigung mit dem Altertum. Weil man sich von
dem Studium der griechisch-römischen Literatur einen hohen Einfluß
auf die Bildung des Menschen versprach, so nannte man die neue
Richtung auf dem Gebiete der Wissenschaft Humanismus und
ihre Vertreter Humanisten (humanus = menschlich: humanitas
— edle Menschlichkeit, Gesittung).