Vorwort.
Der Erfolg der im vorigen Jahr erschienenen „Geschichte des Alter-
tums" ermutigte den Verfasser auch die Geschichte des Mittelalters darzu«
stellen. Die freundliche Aufnahme des Büchleins war ihm Gewähr, daß er
einen richtigen Weg beschritten habe; daher wurden auch hier dieselben
Grundsätze der Darstellung beibehalten: Stoffbeschränkung, möglichst
einfache und übersichtliche Disposition, in der Form ein
Herabsteigen zur Aufnahmefähigkeit auch des schwächeren
Schülers.
Freilich mußten die Grundsätze einigermaßen modifiziert werden.
Schüler und Schülerinnen, die zum erstenmal Geschichte des Mittelalters
lernen, haben bereits ein Jahr Geschichte getrieben und sind zweifellos auch
im eigenen Ausdruck etwas freier und reifer geworden. Daher durfte hier
neben dem Biographischen auch schon der Entwicklungsgedanke berücksichtigt
werden; das Verständnis für innere Zusammenhänge ist auf dieser
Altersstufe bereits vorhanden, nur muß die Gefahr vermieden werden in der
Darstellung zu hoch zu greifen. Das Lehrbuch muß so geschrieben sein, daß
auch der weniger begabte Schüler bei der häuslichen Arbeit nicht auf
Schwierigkeiten des Ausdrucks stößt. Nur auf diese Weise wird die Gefahr
des mechanischen Auswendiglernens vermieden. Es durfte also dem vor¬
geschrittenen Alter der Lernenden entsprechend der Stil zwar freier und
voller werden als bei der „Geschichte des Altertums", er durfte aber die
Grenzen des Verständnisses 14—15jähriger Schüler oder Schülerinnen nicht
übersteigen.
Der Verfasser hat sich bemüht diese Grenzen einzuhalten; ob es ihm
gelungen ist, kann erst die Erfahrung lehren. —
Eine gewisse Schwierigkeit lag in der Darbietung der baye-
rischen Geschichte. Die bayerische Geschichte kann entweder in die Dar-
stellung der deutschen Geschichte verwoben oder in zusammenhängender Form
als Anhang gegeben werden. Der erste Weg ist wohl der bessere. Der
Schüler muß den innigen Zusammenhang zwischen der deutschen unb
bayerischen Geschichte von Anfang an verstehen lernen, dieser tritt ihm ja
oft genug vor Augen; daher soll ihm die bayerische Geschichte nicht als etwas
äußerlich von der deutschen Geschichte Getrenntes geboten werden. Frei-
lich macht die Einbeziehung der bayerischen Geschichte in die fortschreitende
Darstellung der deutschen große Schwierigkeiten. Es heißt da geeignete
Punkte finden, an denen man die Ereignisse der engeren heimatlichen
Geschichte einschalten kann ohne die geschlossene Vorführung der deutschen