fullscreen: Blüchers Zug von Auerstedt bis Ratkau und Lübecks Schreckenstage (1806)

Rückkehr war ein sichtbarer Trost für die Seinigen, die er 
gesund und gerettet wiederfand, wäre er nicht zum Glück 
fast während des ganzen Weges unter Bedeckung gewesen, 
so würde er sich großen Gefahren ausgesetzt haben, denn 
der Tumult war fürchterlich. Man verhaftete, man plünderte, 
man mißhandelte diejenigen, welche sich in den Straßen zu 
zeigen wagten. Ein Senator hatte sich kurz vorher in das 
Senatsgebäude geflüchtet, halbnackt, blaß, verprügelt, wo¬ 
von ihm eine Entkräftung geblieben ist, die seinen Rücktritt 
notwendig gemacht hat. Ein Bote des Senats, der wegen 
eines Auftrags hinausgeschickt worden war, fiel von einem 
Bajonettstich getroffen, tot nieder. Herr H. teilte uns mit, 
daß er fein haus als Absteigequartier für den Fürsten von 
Ponte-Eorvo angeboten hätte. Diese Nachricht war uns sehr 
angenehm. Frau H. richtete sofort mit ihren Dienerinnen 
ihr eigenes Wohnzimmer ein, um dort den Fürsten einzu¬ 
quartieren, und traf andere Vorkehrungen. Einige Zeit nach¬ 
her kam ein Teil der wagen und das Gefolge des Marschalls 
an. Eine wache wurde alsbald an dem Tore des Hauses 
aufgestellt und löste mich also von meinem Posten ab. Endlich 
erschien der Marschall selbst, ganz ermattet von den An¬ 
strengungen dieses und der vorhergehenden Tage, in der Hand 
noch seinen Degen haltend, den er eben erst gebraucht hatte, 
um unterwegs mehrere Häuser vor der Plünderung zu retten. 
Er war im Rathaus abgestiegen, und zwei Mitglieder des 
Senats hatten ihn von da bis zu seiner Wohnung begleitet, 
wir empfingen ihn alle in der Vorhalle wie einen Befreier. 
„Gnädige Frau," sagte er zu Frau R. mit bewegter und freund¬ 
licher Stimme, indem er ihr die Hand bot, um sie hinaufzu¬ 
führen, ich komme hierher nicht, um Ihnen etwas Gutes zu tun, 
aber sowenig wie möglich Übles." Bald nachher meldete 
man ihm, daß aufgetragen sei. Er ließ uns, Herrn und Frau 
R. und mich, bitten, uns mit ihm zu Tisch zu setzen, und so 
blieb es Tag für Tag bis zu feiner Abreise am 22. November. 
Mir besonders bezeigte er unendlich viel Wohlwollen und 
Güte. Ich hatte in der Folgezeit Gelegenheit genug, die 
ganze Vornehmheit und Erhabenheit seiner Seele kennen 
zu lernen. Er hat in meinem herzen eine Verehrung und 
Hingebung für ihn geweckt, die niemals erlöschen werden, 
wie auch immer unser Schicksal sich gestalten mag. 3ch ver- 
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