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denn sie hoffte immer noch auf die Rückkehr ihres Gatten. Die Freier
■aber blieben im Hause, aßen und tranken von den Vorräten und be-
nahmen sich frech und übermütig. An ihnen wollte Odysseus furchtbare
Rache nehmen. Bei jenem Hirten traf er mit seinem Sohne Telemach
Zusammen, der zum stattlichen Jüngling herangewachsen war. Er gab
sich ihm zu erkennen und hörte von ihm alles Nähere über die Vor-
gänge in der Königsburg. Wieder half ihm Athene, seine Schutz-
göttin; sie verwandelte ihn in einen Bettler. So setzte er sich an die
Türe des Saales, worin die Freier ihre Trinkgelage abhielten.
Der Kampf mit den Freiern. Penelope aber hatte
<m jenem Tage den Freiern sagen lassen: „Wer den Bogen des Odysseus
spannen kann und damit einen Pfeil durch die Ohre von 12 hinter
einander aufgestellten Äxten schießt, den will ich zu meinem Gatten
und zum König von Jthaka machen." Aber keiner der Freier hatte
Kraft genug den gewaltigen Bogen zu spannen. Da bat der Bettler
an der Türe um den Bogen, auch er wolle es versuchen. Alle
lachten ihn aus; aber sie gaben ihm den Bogen. Und siehe! er
spannte ihn mit Leichtigkeit und schoß den Pfeil durch die Äxte.
Dann richtete er sich auf und warf die Lumpen von seinem Körper.
Athene gab ihm seine Gestalt wieder, herrlich und groß stand er vor den
erschrockenen Freiern. Und einen neuen Pfeil legte er auf den Bogen
und schoß ihn dem Frechsten durch den Hals. Da sprangen sie von den
Sitzen auf und suchten zu fliehen. Aber Telemach hatte alle Türen ver¬
sperren lassen. Vergebens flehten sie um Gnade. Einen nach dem.andern
traf Odysseus mit seinen Pfeilen, bis sie alle tot auf dem Boden des
Saales lagen.
Glückliches E n'd e. Jetzt erst gab sich Odysseus seiner Ge¬
mahlin Penelope zu erkennen. Groß war ihre Freude, als sie nach
Zwanzig Jahren den Gatten wiedersah. Von nun an lebten sie glücklich
Zusammen: Odysseus und Penelope und ihr Sohn Telemach.
Rückkehr und Tod Agamemnon;.
Schneller als Odysseus kam Agamemnon, der Führer der Griechen
vor Troja, in seine Heimat nach Mykenä zurück. Dort aber traf ihn ein
gräßliches Schicksal.
Seine Gemahlin Klytämestra zürnte ihm, weil er ihre Tochter
Iphigenie der Göttin Artemis geopfert hatte (S. 24). Sie wartete
daher nicht auf seine Rückkehr, sondern verheiratete sich mit Ägisthos.
Der herrschte nun als König in Mykenä. Als aber Agamemnon endlich
heimkam, ermordete ihn Ägisthos um selbst König zu bleiben.
Später rächte Orestes, der Sohn des Agamemnon, den Tod
seines Vaters. Er erschlug den Ägisthos und seine eigene Mutter Kly¬
tämestra. Für diese schreckliche Tat aber verfolgten ihn die Rache¬
göttinnen. Da fragte er das Orakel in Delphi, was er tun müsse, daß