Full text: Geschichte des Altertums

— 70 — 
Vormund verurteilten. Als Demosthenes aber auch in einer Volks- 
Versammlung eine Rede hielt, wurde er ausgelacht und ausgepfiffen. 
Demosthenes schien nicht zum Redner bestimmt zu sein. Er hatte- 
eine schwache Stimme, konnte einzelne Buchstaben nicht richtig sprechen 
und hatte die schlechte Gewohnheit beim Reden mit einer Schulter zu 
zucken. 
Da sann er auf Mittel diese Fehler los zu werden. 
Um seine Stimme zu kräftigen, ging er ans Ufer des Meeres, 
wo die Wogen an die Felsen schlugen, und suchte den Lärm zu über¬ 
schreien. 
Um alle Laute richtig sprechen zu lernen, nahm er Kieselsteinchen 
in den Mund und versuchte trotzdem deutlich zu sprechen. 
Um sich das Zucken mit der Schulter abzugewöhnen, hing er ein 
Schwert mit der Spitze nach unten an der Decke auf und stellte sich 
darunter. Sobald er mit der Schulter zuckte, stach er sich. 
Diese Übungen setzte er fort, bis er alle Fehler abgelegt hotte.. 
Dann trat er wieder in der Volksversammlung auf und jetzt Begeisterte 
er das Volk durch den Inhalt seiner Rede und die Kraft und Schönheit 
seiner Stimme. Kein Redner vor ihm wußte das Volk so mit sich fort¬ 
zureißen. Durch Ausdauer und rastlose Arbeit an sich selbst war 
Demosthenes der größte griechische Redner 
geworden. 
Demosthenes hielt große Reden gegen König Philipp- 
(Philippische Reden). Er wollte die Athener überzeugen, daß der 
Mazedonierkönig die Freiheit aller griechischen Städte bedrohe. 
Bald zeigte es sich, daß Demosthenes recht hatte. 
Verlust der griechischen Freiheit. Es brach ein neuer „Heiliger 
Krieg" aus, diesmal gegen die Lokrer (in der Landschaft Lokris in Mittel- 
griechenland). Auch diesen Krieg beendete König Philipp. Von Thessa- 
lien aus rückte er in Mittelgriechenland ein. Aber er hatte ein viel größeres- 
Heer als er zur Bestrafung der Lokrer gebraucht hätte und besetzte 
die Festung Elateo. Wer ober diese Festung inne hatte, der 
beherrschte ganz Mittelgriechenlond. 
Dadurch zeigte Philipp zum erstenmal offen, daß er Griechenland 
sich unterwerfen wolle. Jetzt endlich folgte man dem Rate des De- 
mosthenes, der schon lange zu einem Bündnis der griechischen Staaten 
gegen Philipp geraten hatte. Zunächst waren Theben und Athen in 
Gefahr. Diese beiden stellten nun zusammen ein Heer gegen Philipp 
auf. Auch Demosthenes zog mit m den Kampf. Aber das schnell zu- 
fammertgebrachte Heer konnte dem Angriff der mazedonischen Phalanx 
nicht standhalten. 
Bei Chäronea (in Böotien) besiegte Philipp 
im Jahre 3 3 8 das Heer der Athener und Thebaner 
vollständig.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.