Full text: Geschichte der Neuzeit

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die „Reichen Zimmer" der Residenz aus und ist der Schöpfer des 
Münchner Residenztheaters. Die Fürstbischöfe von Würz- 
bürg ließen sich ein prunkvolles Schloß im Geschmack der Zeit er- 
richten; aber auch Adelige und Bürger bauten Stadthäuser im Rokoko- 
stil (Preyfingpalais in München; Haus zum Falken in Würzburg, 
Bild 18.) Sitte Reihe von Kirchen, besonders in Süddeutschland, 
wurde ebenfalls im Rokokogeschmack ausgestattet. Hier waren zwei 
Münchener Baumeister, die Brüder Asa m, lebhaft tätig. In München 
selbst bauten sie die Johanneskirche („Asamkirche"), die die üppige 
Schmuckpracht des Rokoko in höchster Steigerung zeigt. (Bild 20 it. 21.) 
Das Leichte, Tändelnde der bildenden Kunst zeigt auch die L i t e - 
ratu r jener Zeit. Man konnte sich nicht genug tun in kleinen,zier¬ 
lichen Liedchen, die von Liebe, Wein und heiterem Lebensgenuß sangen. 
Besonderer Beliebtheit erfreute sich im ganzen 18. Jahrhundert 
die Schäferpoesie. Herren und Damen der vornehmen Kreise 
verkleideten sich als Schäfer und Schäferinnen; in zärtlichen und zier- 
lichen Versen drückte man seine Gefühle aus, reich mit Anspielungen 
an die antike Mythologie und Sage ausgeschmückt. Von einem wirk- 
lichen Herabsteigen zu den niederen Kreisen des Volkes, zu wirklichen 
Schäfern, war dabei natürlich keine Rede. Das ganze war eine Mode, die 
erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts völlig erlofch. Anerkannter Meister 
der Schäfer-Idylle war der Schweizer Dichter Salomon G e ß n e r. 
Die Schlösser erhielten meist auch große Gartenanlagen. 
Bezeichnend für diese ist, daß man auchBuschwerk und Bäume 
wie Architektur behandelte. Sie wurden als lebende Mauern 
zugeschnitten, ja sogar in Form von Figuren oder Vasen zugestutzt. 
Die Gärten erhielten dadurch etwas Steifes (Badenbura im Nym- 
^henbnrger Park, Bild 19.) 
Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aber begann 
inan die Gärten wieder in der natürlichen Form des Parkes anzulegen: 
Wiesenflächen wechselten mit schönen Baumgruppen und künstlichen 
Seen. Da diese Form von England nach Deutschland kam, nennt man 
sie „Englischer Garten". Der Tiergarten in Berlin, der Englische Garten 
in München (S. 91) sind solche Anlagen. Man kann darin eine Ein- 
Wirkung der Aufforderung Rousseaus sehen zur Natur zurückzukehren. 
Das Ende des Jahrhunderts brachte dann 
auch in der gesamten Kunst die Rückkehr zur 
((3 6124)6n e*nfa$ en Form im Neuklassizismus. 
Die europäischen Staaten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 
England. Nach der Hinrichtung Karls I. (1649) war England 
IKepublik geworden (1649—1660). Ihr Leiter war Oliver 
C r o m w e l l. Dieser führte als „Lordprotektor" der Republik mit 
Holland und Spanien glückliche See- und Handelskriege und wurde 
der eigentliche Begründer der Größe Englands. 
Ebner, Geschichte III. 7
	        
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