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Inzwischen war den Spaniern eine große Entdeckung geglückt.
Der Genuese Christoph Kolumbus (Cristobal Colon) hatte
einen neuen Weltteil entdeckt, Amerika (1492). Kolumbus war schon
in jungen Jahren zur See gegangen und hatte weite Reisen gemacht.
Er ging von dem Gedanken aus, daß die Erde die Gestalt einer Kugel
habe; also müsse man, über den Ozean nach Westen segelnd, Indien
von der Ostseite her erreichen. Vergeblich bot er dem Hofe in Portugal
seinen Plan an. Die Portugiesen wollten nicht, was sie in Afrika bereits
erreicht hatten, um dieses ungewissen Planes willen aufgeben; sie
blieben bei der Verfolgung des östlichen Weges nach Indien. Endlich
erhielt Kolumbus von der Königin I s a b e l l a von Spanien drei
kleine Schiffe. Nach einer Fahrt von über 2 Monaten landete er
anf einer der Bahamainfeln (Quanahani oder San Sal-
vador). Weiter nach Westen segelnd erreichte er Kuba und Haiti; dann
kehrte er nach Spanien zurück. Er unternahm noch drei weitere
Reisen, auf denen er Portoriko, Jamaika und mehrere der kleinen
Antillen entdeckte und auch das Festland von Mittel- und Südamerika
betrat. Doch war er der festen Überzeugung Indien erreicht zu haben
und starb auch (1506) in diesem Glauben. So blieb den Antillen der
Name Westindien, den Bewohnern der Name Indianer; der Erdteil
aber erhielt seinen Namen von dem Florentiner Amerigo Vespucci,
der in spanischen Diensten mehrere Fahrten nach der „N e n e n W e l t"
leitete und sie zum erstenmal ausführlicher beschrieb.
In der Folge eroberten spanische Feldherrn, die „Konquistadoren"
(= Eroberer), zu den schon besetzten Gebieten und Inseln hinzu den
größten Teil der Küstenländer Amerikas: Ferdinand Cortez (um
1520) das Reich der Azteken in Mexiko, P i z a r r o das Reich der Jnkas
in Peru; beide Reiche besaßen eine alte, eigenartige Kultur.
Die Portugiesen aber setzten sich an der West- und Ostküste Afrikas
und in Indien fest und gewannen in Südamerika Brasilien. Der Por-
tngiese Cabral nämlich wollte Afrika entlang nach Indien fahren, geriet
aber in eine Meeresströmung, die ihn nach Südwesten trieb. Er landete
in Brasilien und nahm das Gebiet in Besitz. — M a g e l l a n (oder
Magalhaens), ein Portugiese in spanischen Diensten, unternahm die
erste Erdumsegelung. 1520 umfuhr er die Südspitze Süd-
amerikas (Magellanstraße), durchquerte den Großen Ozean und er-
reichte die Inselgruppe der Philippinen. Aber dort wurde er von den
Eingeborenen erschlagen. Seine Leute umsuhren noch Afrika und
kehrten durch den Atlantischen Ozean nach Spanien zurück. Die Fahrt
hatte drei Jahre gedauert. —
Immer noch war ein Erdteil unbekannt, der kleinste von allen,
A n st r a l i e n (von terra australis — Südland). Die Holländer ent-
deckten ihn am Beginn des 17. Jahrhunderts, nützten jedoch ihre
Entdeckung nicht aus, da das neue Land wirtschaftlich wenia er-
giebig schien.