maus, hatten mehr von der Gestalt der Erde und von den einzelnen
Ertdeilen gewußt als das beginnende 15. Jahrhundert. Nicht minder
waren die Griechen in der Astronomie dem 15. Jahrhundert
überlegen; hatte doch schon ein Grieche gelehrt (Aristarch von Samos)
daß die Erde sich um die Sonne drehe, während das Mittelalter sogar
vergessen hatte, daß die Erde eine Kugel sei, und sie in Scheibenform
oder viereckig darstellte. Ebenso lernte auch die Geschich t-
Schreibung.
Ein mächtiger Aufschwung der Wissenschaften im ganzen Abend-
land war die Folge der Wiedergeburt der Antike im Humanismus: Die
Sprachenkunde (Philologie) entfaltete sich, besonders gefördert von
Erasmus von Rotterdam (Griechisch) und Johann Reuchlin (Hebräisch);
die Philosophie (Weltweisheit) fand neue Anregung; die Erdkunde
wurde jetzt erst wieder zu einer Wissenschaft; die alten Märchen von
Menschen mit Hundeköpfen, von den Platthufern, vom Lebermeer
begannen zu verschwinden; Martin Behaim (S. 4) fertigte 1492
in Nürnberg eine Erdkugel (nachdem die Griechen schon um
130 v. Chr. einen Globus gehabt Hattert), der Domherr Nikolaus Ko-
pernte (aus Thorn in Westpreußen) verkündete das h e 1 i o z e n -
trischeWeltsystem, d.h. er stellte den Satz auf, daß die Sonne
(Helios) der Mittelpunkt (Zentrum) sei, um den sich die Erde drehe.
Der Niederländer Gerhard Mercator veröffentlichte einen reich¬
haltigen Atlas, Philipp A p p i a n aus Ingolstadt zeichnete um 1560
eine auf eigenen Messungen und Aufnahmen beruhende Karte
Bayerns. Johannes Turmair, genannt Av entinus (d. h. aus
Abensberg) schrieb nach gründlichen Quellenstudien eine „Bayerische
Chronik" und wurde so (um 1520) der Begründer der baye-
tischen Geschichtschreibung, während Jakob Wimpse -
l i rt g eine deutsche Geschichte verfaßte. So begann aus dem Humanis-
mus hervorwachsend die wissenschaftliche Geschichtschreibuug in
Deutschland.
Ein so gewaltiger Aufschwung der Wissenschaften wäre aber in solcher
Raschheit nicht denkbar gewesen, wenn den Gelehrten zur Veröffentlichung
ihrer Werke nicht der Buchdruck zur Verfügung gestanden wäre. Schon im Mittel¬
alter hatte man Heiligenbilder mit kurzen Texten in Holz geschnitten und dann
gedruckt. Da kam Johann Gutenberg in Mainz auf den Gedanken,
die Buchstaben des Alphabets einzeln auszuschneiden, so daß man sie beliebig
zu Wörtern zusammensetzen konnte. So wurde Gutenberg derErsinder
der Buchdruckerkunst (um 1444). Nachdem noch eine Metallmischung
(Legierung) gewonnen war, welche sich für den Druck weder zu weich noch zu
hart erwies, war die Erfindung gebrauchsfähig. Doch wurde sie anfangs ge-
heim gehalten. Alle Setzer in Gutenbergs Druckerei waren zu Stillschweigen
über die „schwarze Kunst" verpflichtet. Als aber (1462) Mainz bei einem (Streit
um das Erzbistum eingenommen worden war, zerstreuten sich die Gesellen
über ganz Deutschland. Die erste Druckerei in Bayern war in
Bamberg. Erste Drucke (bis 1500) nennt man Wiegendrucke oder Jnku-
nabeln. :