Full text: Sammlung deutscher Gedichte für Schule und Haus

Aus der Natur. 
2. Er spricht's, und wie es zwölfe schlägt, 
Da hat er sich zur Ruh gelegt, 
Der Sonntag sagt: „Jetzt ist an mir 
Die Reih'!“ schließt heimlich drauf die Tür 
Und duselt durch den Himmel hin. 
Ihm ist noch ganz konfus im Sinn. 
3. Drauf reibt er sich die Augen aus, 
Da kommt er vor der Sonne Haus. 
Sie schläft im stillen Kämmerlein; 
Er klopft am Laden, guckt hinein, 
Und ruft ihr zu: „Die Zeit ist da!“ 
Sie sagt: „Schon gut, ich weiß es ja!“ — 
4. Und leise auf den Zehen geht 
Und heiter auf den Bergen steht 
Der Sonntag, alles schläft zur Stund', 
Ihn sieht kein Mensch in weiter Rund' 
Er kommt ins Dorf, ganz leise spricht 
Er da zum Hahn: „Verrat mich nicht.“ 
5. Und wenn man endlich dann erwacht 
Und lag im Schlaf die ganze Nacht, 
So steht er da im Sonnenschein, 
Und schaut durchs Fenster hell herein 
Mit seinen Augen mild und gut, 
Und mit dem Blumenstrauß am Hut. 
6. Er meint es gut, das ist schon wahr! 
Und wenn man schläft, es freut ihn gar; 
Er glaubt, noch wär' es für uns Nacht, 
Wenn schon die Sonn' am Himmel lacht. 
Drum kam er auch so leis' heran, 
Drum lacht er uns so freundlich an. 
7. Wie glitzert doch auf Gras und Laub 
Vom Morgentau der Silberstaub, 
Wie weht so frische Maienluft 
Voll Kirschenblüt' und Schlehenduft; 
Und Bienen sammeln immer zu, 
Die wissen nichts von Sonntagsruh. 
8. Wie prangt nicht in dem Garten heut 
Der Kirschenbaum im Maienkleid, 
Der Goldlack und die Tulipan, 
Und Sternenblumen neben dran, 
Und Hyazinthen bunt und schön, 
Man glaubt, ins Paradies zu sehn! 
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