158 Zweiter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
Unterdessen war Pelopidas nach Norden gezogen, um die
thessalischen Städte gegen den Tyrannen Alexander von Pherä
in Thessalien zu schützen, der sie seiner Macht unterwerfen wollte.
Nachdem der Tyrann die Selbständigkeit der Städte anerkannt hatte,
begab sich Pelopidas nach Makedonien, um dort Thronstreitigkeiten
zwischen dem König Alexander H., einem Sohne Amyntas' II.,
und dessen Schwager Ptolemäos zu schlichten und nahm den jüngsten
Bruder des Königs, Namens Philipp, als Friedensunterpfand mit
nach Theben. Auf einem neuen Zuge gegen Alexander von Pherä fiel
Pelopidas in der Schlacht bei Kynoskäphalä 364, und Theben
verlor damit eine seiner Hauptstützen.
Streitigkeiten unter den Bundesgenossen nötigten Ep am in o n-
das zu einem vierten Zuge nach dem Peloponnes. Er überraschte
das unverteidigte S p a r t a abermals, mußte sich dann aber vor dem
herzueilenden Agesilaos*) zurückziehen. Darauf stellte er sich 362
bei Mantinea in Arkadien seinen Feinden entgegen und erkaufte
den Sieg mit seinem Leben. Schon war nämlich die feindliche Linie
durchbrochen, da drang dem Helden ein Wurfspieß in die Brust.
Schwer verwundet lag er auf dem Schlachtfelde. Als ihm die Arzte
meldeten, daß der Tod eintrete, wenn das Eisen aus der Wunde
gezogen werde, blieb er stumm; als man ihm aber den Sieg der
Thebaner meldete, rief er freudig aus: „Ich habe genug gelebt; denn
ich sterbe unbesiegt!" und ließ sich den Wurfspieß aus der Wunde
ziehen. Auf die Klage, daß er keinen Sohn hinterlasse, erwiderte
er noch: „Ich hinterlasse zwei unsterbliche Töchter, die Schlachten
bei Leuktra und Mantinea!" dann verschied er.
Die Thebaner zogen sich nach seinem Tode zurück. Ihrer trefflichen
Führer beraubt, vermochten sie die mühsam errungene Stellung in
Griechenland nicht länger zu behaupten. Sparta und Athen waren
gleich wenig angesehen. So konnte denn keiner der griechischen
Staaten eine Vorherrschaft mehr ausüben; im Bruderkriege hatten
sie ihre beste Kraft vergeudet. Vergeblich traten in Athen einzelne
wackere Männer auf, um durch Wort und That den gänzlichen Unter¬
gang Griechenlands zu verhüten; allein das an Wohlleben und Ge¬
nuß gewöhnte Volk war für großartige Pläne nicht mehr zu be¬
geistern und ging in seiner Verblendung dem drohenden Untergang
rasch entgegen.
*) Agesilaos behielt seine einfache, strenge Lebensweise bei und unter¬
stützte in hohem Alter noch die Ägypter im Kampfe gegen die Perser. Auf
der Rückkehr nach Sparta starb er 84 Jahre alt.