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Erster Abschnitt.
Das Volk. Die Ägypter waren aus Asien über die Landenge
von Suez eingewandert. An der Spitze des Volkes stand ein König,
der Pharao d. i. der Erhabene genannt wurde. Er genoß als
„Sohn der Sonne" (des Gottes Ra) göttliche Verehrung und ver¬
einigte die höchste weltliche und priesterliche Gewalt in seinen Händen.
Das Volk war in Kasten oder Stände eingeteilt, deren bis zu
sieben unterschieden werden. Die erste Kaste bildeten die Priester.
Diese waren an den Haupttempeln zu Priesterkollegien vereinigt,
wirkten als Zeichendeuter, Richter, Ärzte, Baumeister zc., waren die
Erzieher der Könige und nicht ohne Einfluß auf die Regierung des
Landes. Aus ihrer Kaste ging der König entweder hervor, oder er
wurde in dieselbe aufgenommen. Die zweite Kaste umfaßte die
Krieger, welche sich mit den Königen und Priestern in den Besitz
des Landes teilten, das sie zu verteidigen hatten. Diesen beiden
bevorzugten Kasten folgte der Nährstand oder der erwerbende
Teil der Bevölkerung, den man sich aus einer oder mehreren Kasten
gebildet denkt. Er zerfiel in Ackerbauer, welche Land in Pacht hatten
und dafür zinspflichtig waren, in Kaufleute, Handwerker, Nilschiffer
und Hirten. Zu diesen kamen zur Zeit Pfammetichs noch die Dol¬
metscher. Unter den Hirten wurden die Schweinehirten, die vermut¬
lich die Nachkommen einer unterworfenen Urbevölkerung bildeten, für
unrein gehalten und von dem Besuche der Tempel ausgeschlossen.
Sie waren Sklaven wie die Kriegsgefangenen. Innerhalb der
einzelnen Stände wählten die Söhne gewöhnlich die Berufsart ihrer
Väter, doch war auch die Wahl eines anderen Berufs, wozu Be¬
fähigung und Neigung trieb, nicht ausgeschlossen.
Die Sinnesart des ägyptischen Volkes war eine ernste und
in dem rings von Wüsten umgebenen Lande mehr als bei irgend
einem anderen Volke auf den Tod und das Jenseits gerichtet. Aber
auch an Neigung zu heiterem Lebensgenuß fehlte es nicht, und der
besitzende Teil des Volkes umgab sich in den ziegelsteinernen, flach¬
gedeckten Häusern mit mancherlei Gegenständen der Kunst. Die Frau
(§. 10) stand dem Hause als Herrin vor und genoß höhere Achtung
als bei anderen Völkern.
2. Die Religion der Ägypter.
Die Vorstellung von einem Gott verdunkelte sich bei den
Ägyptern sehr frühe, und ihre anfänglich monotheistische Religion
artete in eine politheistische aus. Statt des einigen Gottes selbst
verehrten sie die Kräfte und Erscheinungen, in welchen sich ihnen der-