46. Marius und Sulla und der erste römische Bürgerkrieg. 261
die vom Niederrhein weggezogen waren, zusammentrafen und nun einen
gemeinsamen Einbruch in Italien verabredeten. Die Cimbern begaben
sich nach den Ostalpen zurück, um über deren Päffe Oberitalien zu
erreichen; die Teutonen beschlossen, von Südgallien aus dahin ein¬
zudringen und vereinigten sich zu diesem Zwecke mit den keltischen
Ambronen.
Unterdessen hatte der Senat in Rom dem verhaßten Marius
fünfmal das Konsulat erneuern müssen, da sich unter dem römischen
Adel kein Feldherr gegen die furchtbaren Feinde aus dem Norden
fand. Marius hatte mit einem neugeschaffenen Heere an der Rhone
ein festes Lager bezogen, seine Krieger in strenger Manneszucht
geübt und hierauf einzelne Scharen der raublustigen Feinde mit Er¬
folg angegriffen, um seine Krieger an den Kampf mit den wilden
Fremdlingen zu gewöhnen und ihnen zu zeigen, daß diese nicht un¬
besiegbar seien. Als nun die Teutonen nach Italien aufbrachen
und höhnend an seinem Lager vorüberzogen, wagte er einen Haupt¬
angriff, und die Teutonen wurden bei Aquä Sextiä (Aix) 102
v- Chr. vollständig besiegt. Marius eilte nun nach Oberitalien, wo
sein Mitkonsul Catulus bereits von den Cimbern bedrängt
wurde, und bereitete in der Schlacht bei Vercellä 101 v. Chr.
in Piemont auch den Cimbern den Untergang. Hierauf zogen
Marius und Catulus, vom Jubel des Volkes begrüßt, im Triumph
in Rom ein. Marius wurde der dritte Gründer Roms
genannt und erhielt für das folgende Jahr (100) zum 6. mal
das Konsulat.
§• 46. Iflflcius ums SuCCa uni tCcc erste cömifefie üücgeiirieg.
Die Unruhen, welche durch das Vorgehen der Gracchen ent¬
standen waren, hatten den Parteihaß zwischen Vornehmen und Volk
in Rom aufs heftigste erregt, und da jede Partei jetzt einen ehr¬
geizigen und kühnen Führer hatte, so bedurfte es nur eines geringen
Anlasses, um den Haß zum offenen Bürgerkriege zu entflammen.
Das Haupt des Volkes war Marius, der Führer der Vornehmen
dagegen Sulla. Letzterer unterschied sich von Marius durch seine
vornehme Herkunst, seine vollendete Bildung und seine feinen Sitten.
Er sah zwar weichlich und verzärtelt aus, hatte aber im Kriege mit
Jugurtha Alle durch seine Ausdauer und Tapferkeit in Erstaunen
gesetzt. Seiner Geschicklichkeit war es gelungen, den König Bocchus
zur Auslieferung des Jugurtha zu überreden. Trotz seiner Ab¬
neigung gegen Sulla hatte ihn Marius doch später wieder in den