§. 62, 1. Die römischen Frauen in der ältesten Zeit des Staates. 323
geographischen Werke in 17 Büchern berücksichtigte er neben den geo¬
graphischen Verhältnissen der Länder auch Sitten und Gebräuche,
Geschichte und Verfassung, Gesetzgebung und Kultus der einzelnen
Staaten und Völker.
Unter den Gelehrten Alexandriens zeichnete sich um 150 n. Chr.
Ptolemäus durch ein astronomisches Werk in 13 Büchern aus,
in welchem er das nach ihm benannte ptolemäische Welt¬
system darlegte, wonach die Erde den festen Mittelpunkt für die
Bewegungen der Planeten bilden sollte.
In den Naturwissenschaften haben wir dem Philosophen
Seneca, dem Lehrer Neros, 7 Bücher Erörterungen und Plinius
dem Ältern eine Naturgeschichte in 35 Büchern zu danken.
Diese letztere enthält neben naturhistorischen Berichten auch Vieles
aus dem Gebiete der Mathematik, Geopraphie und Kunstgeschichte.
Plinius kam bekanntlich bei dem Ausbruch des Vesuvs (79 n. Chr.)
um, welchen sein Neffe, der jüngere Plinius, in zwei uns erhal¬
tenen Briefen anschaulich geschildert hat.
§. 62. Die röniiftfien Frauen.
1. Die römischen Frauen in der ältesten Zeit des Staates.
Wenn wir die Schicksale der römischen Frauenwelt darstellen
wollen, so müssen wir drei verschiedene Perioden unterscheiden, in
denen das häusliche und sittliche Leben wesentliche Veränderungen
erlebte, nämlich die Zeiten der Begründung, des Aufblühens und
des Verfalls der römischen Weltherrschaft.
Betrachten wir zunächst die Zeiten, wo anfangs unter den
Königen und später, bei republikanischer Einrichtung unter jährlich
wechselnden Konsuln, Roms Herrschaft sich entwickelte, so finden wir
im politischen und häuslichen Leben der Römer eine Einfachheit und
Regelmäßigkeit, Reinheit und Sittenstrenge, Charakterstärke und Auf¬
opferungsfähigkeit, welche unsere Bewunderung verdient. Die näm¬
lichen Tugenden, welche die Männer zeigten, zierten auch das weib¬
liche Geschlecht. Schon frühzeitig äußerte dasselbe in Rom auf den
Gang der Ereignisse einen entschiedenen Einfluß, woraus sich von
selbst der richtige Schluß ergiebt, daß Roms Frauen unter allen
Frauen des Altertums die größte persönliche Freiheit genossen
und der höchsten Achtung Seitens der Männer sich zu erfreuen
hatten. Die Römerin war nicht Sklavin im Hause, auch nicht Herrin,
aber die treue Gefährtin des Mannes, welcher ihr alle Rechte
eines Kindes zukommen ließ. Unter großen Feierlichkeiten fand in
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