Object: Für mittlere Klassen (Theil 2)

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13. Die Marschäll' und Generale 
Schließen um ihn einen Kreis, 
Der Feldherr sagt dem Nächsten 
Jn's Ohr ein Wörtlein leis'; 
14. Das Wort geht in die Runde, 
Klingt wieder fern und nah'; 
„Frankreich!" heißt die Parole, 
Die Losung: „St. Helena!" 
15. Das ist die große Parade 
Im elysäischen Feld', 
Die um die zwölfte Stunde 
Der todte Cäsar hält. 
I. C. v. Zedlitz. 
46. Zanct Georgs Ritter. 
1. Hell erklingen die Trommeten 
Vor Sanct Stephan von Gormaz, 
Wo Fernandos von Kastilien 
Lager hält, der tapfre Graf. 
2. Almansor, der Mohrenkönig, 
Kommt mit großer Heeresmacht 
Von Cordova hergezogen, 
Zu erstürmen jene Stadt. 
3. Schon gewappnet sitzt zu Pferde 
Die kastil'sche Ritterschaar. 
Forschend reitet durch die Reihen 
Jemandes der tapfre Graf: 
4. „Paskal Vivas! Paskal Mvas! 
Preis kastil'scher Ritterschaft! 
Alle Ritter sind gerüstet, 
Du nur fehlest auf dem Platz. 
5. Du, der erste sonst zu Rosse, 
Sonst der erste zu der Schlacht, 
Hörst du heute nicht mein Rufen, 
Nicht der Schlachttrommeten Klang? 
6. Fehlest du dem Christenheere 
Heut', an diesem heißen Tag? 
Soll dein Ehrenkranz verwelken, 
Schwinden deines Ruhmes Glanz?" 
7. Paskal Vivas kann nicht hören, 
Fern ist er im tiefen Wald, 
Wo auf einem grünen Hügel 
Sanct Georgs Kapelle ragt. 
8. An der Pforte steht sein Roß, 
Lehnet Speer und Stahlgewand, 
Und der Ritter knieet betend 
Vor dem heiligen Altar; 
9. Ist in Andacht ganz versunken, 
Höret nicht den Lärm der Schlacht, 
Der nur dumpf, wie Windestosen, 
Durch das Waldgebirge hallt; 
10. Hört nicht seines Rosses Wiehern, 
Seiner Waffen dumpfen Klang. 
Doch es wachet sein Patron, 
Sanct Georg, der Treue, wacht; 
I I. Aus der Wolke steigt er nieder, 
Legt des Ritters Waffen an, 
Setzt sich auf das Pferd des Ritters, 
Fleucht hinunter in die Schlacht. 
12. Keiner hat wie er gestürmet, 
Held des Himmels, Wetterstrahl! 
Er gewinnt Almansors Fahne, 
Und es flieht die Mohrenschaar. 
13. Paskal Vivas hat beschlossen 
Seine Andacht am Altar, 
Tritt aus Sanct Georgs Kapelle, 
Findet Roß und Stahlgewand; 
14. Reitet sinnend nach dem Lager, 
Weiß nicht, was es heißen mag, 
Daß Trommeten ihn begrüßen 
Und der festliche Gesang: 
15. „Paskal Vivas! Paskal Vivas! 
Stolz kastil'scher Ritterschaft! 
Sei gepriesen, hoher Sieger, 
Der Almansors Fahne nahm! 
16. Wie sind deine Waffen blutig, 
Wie zermalmt von Stoß nndSchlag! 
Wie bedeckt dein Roß mit Wunden, 
Das so muthig eingerannt!" 
17. Paskal Vivas wehrt vergebens 
Ihrem Jubel und Gesang, 
Neiget demuthsvoll sein Haupt, 
Deutet schweigend himmelan. 
L. Uhland.
	        
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