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Zuversicht nicht wankend auf die Zukunft Deutschlands. „Im
gläubigen Vertrauen auf Gott," sagt ein Geschichtschreiber,
„schritt er durch das Leben, niemals zagend, niemals prahlend,"
ein frommer, rechtschaffener Mann, aller Heuchelei feind, duld-
sam gegen fremde Meinung, unbeugsam festhaltend an seiner
eigenen Überzeugung wie an den Männern, denen er nach reif-
licher Erwägung sein Vertrauen zugewendet. Haß kannte er so
wenig wie Furcht. „Alles vergeben und nichts vergessen" war
sein Grundsatz.
Seit 1829 war er vermählt mit der schönen und feinsin-
nigen Prinzessin Augu sta von Sachsen-Weimar, Karl Augusts
Enkelin, die unter den Augen Göthes und Charlotte v. Schil-
lers aufgewachsen war. Er weilte am liebsten im häuslichen
Kreise auf seinem Schlosse Babelsberg. Jedes Jahr rüstete er
für die Seinen mit eigener Hand den Weihnachtstisch, auch für
die Dienerschaft. Der größte seiner Diener sagte von ihm: „Er
hat nie in seinem Leben jemand Unrecht gethan, nie das Gefühl
eines andern verletzt, nie sich einer Härte schuldig gemacht." Zu
Gastein im Bade breitete er an einem Regentage selber Teppiche
über den Fußboden, damit der unter ihm wohnende kranke Bade-
gast durch seine Schritte nicht gestört werde.
2. Mit feierlichem Ernste trat er in sein hohes Amt als
Regent, als König. Sein Leben war Arbeit, Arbeit in allen
Verwaltungszweigen, Arbeit für das Glück der anderen. Noch
auf dem Todbett erteilte er eifrig seine Anordnungen, und als
ihn seine Tochter, die Großherzogin Luise von Baden, mahnte,
sich nicht zu ermüden, entgegnete der 91jährige Greis: „Ich habe
keine Zeit müde zu sein."
^ Als Preußens Pflicht erschien ihm die Obhut über die
Schwachen und Bedrängten. „Die Welt muß wissen," sprach er,
„daß Preußen überall das Recht zu schützen bereit ist." Der Ehre
des ganzen deutschen Volkes wollte er ein treuer Wächter
sein. „Niemals," sprach er im Anfange seiner Regierung in
der Saargegend öffentlich, „werde ich zugebeu, daß eine Scholle
deutscher Erde dem Vaterlande verloren gehe."
Nun galt es ihm, zunächst das Heer zu vermehren und
umzugestalten. Die unverheirateten jungen Männer sollten alle
dienen, die Familienväter in der Landwehr nicht vor den Feind
geführt werden. Als der Landtag die hiefür nötigen Geldmittel
beharrlich weigerte, berief er den als „reaktionären Junker" ver- ' 1862
schrieenen Otto von Bismarck-Schön hausen als Minister-
Präsidenten. Bismarck vollzog unbeirrt durch den Widerspruch
des Abgeordneten-Hauses die militärischen Reformgedanken seines
Königs, zum Segen für Preußen und Deutschland.