In Freud und Leid — des Herrn allzeit.
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Mancher ist nur regelmäßig in seiner Unregelmäßigkeit. Er
trödelt nach System, kommt zu spät zu seinen Verabredungen,
erreicht den Bahnhof, nachdem der Zug fort ist, trägt seinen Brief
auf die Post, wenn sie geschlossen ist, schläft noch, wenn er
schon lange in der Werkstätte sein sollte, arbeitet, wenn es Zeit
zum Schlafen wäre. Auf diese Weise gerät jedes Geschäft in
Verwirrung, und jeder Beteiligte wird verstimmt. Leute, die nie
die rechte Zeit einhalten, haben gewöhnlieb auch nie den rechten
Erfolg. Die Welt läßt sie beiseite stehen, wo sie die Zahl der
Unzufriedenen vermehren. Was du am NMorgen tun kannst, das
verschiebe nicht auf den Abend! Ein Tagewerk mache nicht zur
Nachtarbeit! Der Gang, der jetzt nicht nötig ist, unterbleibe bis
zu gelegener Zeit. Was zuerst geschehen soll, das verspare nicht
auf zuletzt! Halte die rechte Zeit ein im Essen und Prinken, im
Sehlafen und Wachen, im Ausgehen und Heimkehren, im Beten
und Arbeiten! Dann ist der Zeitgewinn grob, und mit ihm wächst
tüglich dein himmlischer Reichtum, und, wenn Gott will, aueh dein
irdischer. Jede Sache habe ihre Zeit und rechte Stunde! Zähle
sie zusammen, die mübig hingebrachten Minuten; wenn es sechzig
zind, so hast du eine Stunde verloren. Wieviel hättest du in
dieser Stunde leisten können! „Der gnädige Herr verliert eine
Stunde jeden Morgen und sucht sie den ganzen übrigen Tag,“
sagte scherzend ein Diener zu seinem alten Herrn. Und wenn äu
alle verlorenen Stunden zusammenrechnest, ach Gott, wie grob
ist dann dein Verlust an Zeit und Arbeit und Gewinn! Verlor'ner
Wohblstand kann dureh Pleib, verlorene Gesundheit durch Mäbig-
keit und Arznei, Mangel an Kenntnissen dureh Studien, aber
verlorene Zeit kann durch nichts ersetzt werden. Sie ist für immer
Jerloren. Als der Sekretär Washingtons sich bei ihm wegen
Zuspätkommens mit der Ungenauigkeit seiner Uhr entschuldigte,
bemerkte ihm sein Herr ganz ruhig: „Dann müssen entweder Sie
gieh eine andere Ubr oder ieh mir einen andern Sekretär anschaffen.“
Und General Nelson sagte einmal: „Ieh verdanke alle meine Er-
folge im Leben dem Umstande, daß ich immer eine Viertelstunde
vor der festgesetzten Zeit bereit war.“
2. Umgekebrt ist der Nübiggang die gewöhnliche Ursache
aller Mißerfolge. „Ieh ging dureh das PFeld des Müßiggãngers,“
sagt die Heilige Schrift, , und dureb den Weinberg des föriehten
Menschen, und siehe da, die Brennesseln hatten alles angefulli,
und Dörner bedeckten es, und die Einfriedigungsmauer lag da-
nieder.“ Noch mehr! Des Prägen Herz ist ein offenes Tor, in
Velehes ohne Hindernis der Seelenmörder einzieht, ein Boden, wo
Leidenschaften und böse Priebe üppig wuchern, ein Sumpf, in
Velchem das häßliche Gewürm der Sünde und die giftigen Aus-
dünstungen des Lasters vieh erzeugen. Die Drägheit ist das Grab
der Tugend und Unsehuld. „In mübiger Weile schafft der böse
Geist.“ sagt Sehiller, und ein englischer Dichter drückt dieselbe