Full text: Geschichtserzählungen

— 132 — 
Ein Menschenalter später erbaute des Äneas Sohn, Namens 
Askanius oder Julus, am Fuße des Albanergebirges in frucht- 
barer Gegend eine neue Stadt, welche er Alba Longa nannte. 
Dort herrschte er und nach seinem Tode eine lange Reihe seiner 
Nachkommen. 
3. Romulus und Remus. Der vierzehnte König von 
Alba Longa war Numitor. Dieser hatte einen Bruder, Amu- 
lius; der war herrschsüchtig, stieß Numitor vom Throne und 
machte sich selbst zum Könige. Als aber die Götter Numitors 
einziger Tochter Zwillingssöhne schenkten, Romülus und 
Remus, ward Amulius bange, diese könnten ihm dereinst die 
Königsherrschaft wieder entreißen. Er nahm daher die beiden 
Knaben, übergab sie einem Diener und sprach: „Wirf sie in die 
Tiber, auf daß sie ertrinken!" Der Diener ging hin und setzte 
die Knaben in einer Wanne auf den Fluß. Da trieben sie auf 
den Wellen hin und her; endlich aber schwamm die Wanne ans 
Ufer und blieb dort stehen. Bald kam ein Hirt des Weges; der 
hörte, wie die Knäblein kläglich weinten, trug sie nach seiner 
Hütte und erzog sie, als wären sie seine eignen Kinder. — Ro- 
mulus und Remus wuchsen zu kräftigen Jünglingen heran. 
Einst gerieten sie in Streit mit den Hirten des Numitor. Diese 
ergriffen Remus und führten ihn vor ihren Herrn. Da fürchtete 
der alte Hirt, Remus könne ein Leid geschehen von der Hand 
seines Großvaters; er entdeckte daher Romulus seine Herkunft, 
eilte mit ihm zu Numitor und erzählte diesem alles. Numitor 
war hocherfreut, als er seine Enkel wiedersah, die er längst tot 
geglaubt hatte. Die Jünglinge aber beschlossen, an dem grau- 
samen Amulius schreckliche Rache zu nehmen. Sie sammelten 
ihre Freunde um sich, drangen in die Königsburg ein, erschlugen 
Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron. 
Zum Lohne gab ihnen dieser in der Gegend, wo sie als Hirten 
gelebt hatten, ein Stück Land, damit sie dort eine Stadt er- 
bauten. 
4. Die Vrüder gründen Rom (753). Frisch machten sich 
nun die Brüder ans Werk. Aus der ganzen Umgegend riefen sie 
Leute herbei, an dem Vau teilzunehmen. So entstanden bald auf 
einem Hügel am linken Tiberufer zahlreiche Hütten aus Lehm, 
die mit Schilf und Stroh kümmerlich gedeckt waren. Das war 
der Anfang der neuen Stadt. Aber wie sollte sie heißen? Dar-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.