Full text: Geschichtserzählungen

— 42 — 
die in dem brandenburgischen Heere und seinem tapfern Führer 
lebte. — Der Kurfürst erntete leider nicht die gehofften Früchte 
dieses siegreichen Feldzuges. Von dem Kaiser und den übrigen 
Bundesgenossen im Stich gelassen, sah er sich genötigt, mit Frank¬ 
reich einen Frieden zu schließen, worin er fast ganz Pommern 
wieder an Schweden abtrat. Als er die Urkunde unterzeichnete, 
rief er zornig aus: „Möge dereinst aus meinen Gebeinen ein 
Rächer entstehen." 
6. Der Große Kursürst als Landesvater. Ein Held im 
Kriege, war Friedrich Wilhelm, der „Große Kurfürst", zugleich 
der beste Landesvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch 
die Kriege erschöpften Lande emporzuhelfen. Er unterstützte die 
armen Bauern, wo er nur konnte. In die entvölkerten und ver- 
ödeten Gegenden ließ er Ansiedler aus Holland und der Schweiz 
kommen, die den sandigen Boden Brandenburgs in Ackerfeld 
und Gärten verwandelten. Er legte Straßen und Kanäle an 
(z. B. den Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Oder und Spree), 
führte die Post ein und stiftete sogar eine Gesellschaft für den 
Seehandel nach Afrika. Im Kriege mit Schweden hatte er 
einige Schiffe erbeutet. Aus diesen und anderen schuf er eine 
kleine Kriegsflotte. An ihre Spitze stellte er einen holländi- 
schen Seemann, unter dessen Führung sie bald eine Fahrt nach 
der Goldküste in Afrika unternahm. Hier ließ der Große Kurfürst 
das Fort Groß-Friedrichsburg anlegen, das sich vierzig Jahre 
behauptet hat, aber schließlich von den Holländern besetzt wurde. 
—- Ein besonderes Verdienst erwarb sich der Kursürst durch die 
Aufnahme von 20000 französischen Protestanten, die Lud- 
wig XIV. zur Flucht aus ihrem Vaterlande genötigt hatte. 
Ausgezeichnet durch ernste Frömmigkeit, regsamen Fleiß und 
mancherlei Kunstfertigkeit, sind diese neuen Einwanderer dem 
Lande von großem Nutzen gewesen. — Durch solch treue, aus- 
gezeichnete Regierung hat der Große Kurfürst den Grund zu 
Preußens Großmacht gelegt. „Mein Ziel war darauf gerichtet," 
sprach er kurz vor seinem Ende zu seinem Sohne, „mein kur- 
fürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen zu bringen. Ich 
zweifle nicht, mein Sohn, du werdest in den Grundsätzen, wo- 
durch ich den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein: 
vor allen Dingen Gott vor Augen haben, deine Untertanen 
herzlich lieben, treue Räte hören und das Heft der Waffen nicht
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.