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in Rom erbaut, auch für ägyptische und andere fremde Gott¬
heiten, trotzdem aber wuchs mit der unsinnigsten Verschwen¬
dungssucht die frechste Sittenlosigkeit; die vornehmen Frauen
lebten nur dem Putz und Vergnügen, und sie schämten sich
nicht, den immer blutiger werdenden Gladiatoren- und Tier¬
kämpfen beizuwohnen.
Eine Sprache, die griechische, war die Sprache der
ganzen gebildeten Welt, und ein Reich, das römische, um-
fafste alle bedeutenden Länder des Erdkreises. *
Als die Zeit erfüllet war, ward unter Augustus der Heiland der
Welt Jesus Christus in Bethlehem geboren. In seinem 30. Jahre
trat er, umgeben von 12 Jüngern, als Verkündiger des Evan-
gel in ms unter den Juden auf, wurde aber von diesen zur Zeit des
Kaisers Tiberius gekreuzigt. Seine Apostel verbreiteten seine
Lehre, besonders Petrus unter den Juden und Paulus unter den
Heiden.
* Die Regierung des milden, aber doch thatkräftigen
Augustus brachte dem Reiche Tage der Ruhe und des Glanzes;
er rühmte sich, die Ziegelstadt in eine marmorne umgewandelt
zu haben (die herrlichsten Bauten erhoben sich auf dem Forum,
dem Kapitol u. s. w.). Die Dichtkunst feierte ihr goldenes Zeit¬
alter. Aber alle diese Kunstwerke waren nur Nachahmungen
griechischer Kunst. Sein Nachfolger Tiberius führte schon
eine unumschränkte (despotische) Regierung ein. *
Der lasterhafte und eitle Kaiser Nero, der sogar seine Mutter,
seine Gemahlin und seinen Lehrer Seneca hinrichten ließ, verschuldete
die erste Christenverfolgung in Rom (Brand Roms), bei der auch
Petrus und Paulus den Märtyrertod gestorben sein sollen. Unter dem
kräftigen Vespasikn ward das aufrührerische Jerusalem durch seinen
Sohn Titus zerstört (Zerstreuung der Juden). Während der Re-
gierung des Titus, „der Liebe und Wonne des Menschengeschlechts",
wurde Pompeji durch einen Ausbruch des Vesuvs verschüttet (Aus-
grabungen seit dem 18. Jahrh.). Unter den folgenden Kaisern breitete
sich das Christentum trotz der furchtbaren Verfolgungen immer weiter
aus, je mehr das römische Reich, namentlich seit den schwachen
Herrschern des 3. Jahrhunderts, seinem Untergange entgegenging..
* Auch die edleren Kaiser liefsen die Christen verfolgen,
wenn dieselben sich weigerten, den Göttern und den Kaisern zu
opfern und Christus zu verfluchen: unter dem trefflichen Trajan
und Hadrian mufsten viele Christen für ihren Glauben sterben,
so Ignatius, Bischof von Antiochia. Der greise Polykarp
von Smyrna wurde verbrannt, weil er dem Herrn nicht fluchen
wollte, dem er 86 Jahre gedient habe. Aber die Verfolgungen
wurden das beste Mittel zur Verbreitung des Christentums
(Todesfreudigkeit der Märtyrer, Flucht der Christen nach
anderen Gegenden). *