Full text: Leitfaden beim ersten Unterricht in der Geschichte

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3. Anfangs galten zwar die Naturkräfte, wie Gestirne, Feuer 
it. a., nur als Zeichen oder Sinnbilder (Symbole) der 
Gottheit und ihrer Eigenschaften. Nach und nach wurden aber 
jene selbst für göttlich gehalten und unter manchfachen Gestalten 
als bestimmte Götter verehrt. 
4. Auf solche Weise entstand bei den meisten Völkern des Alter- 
thums die Vielgötterei oder der sogenannte ^olytheiijjiu. 
des Heidenthums*) unter sehr manchfachen Formen. Denn 
nach und nach wurden die meisten Gegenstände der Natur, von 
den erhabenen Gestirnen bis herunter zu der Thier- und 
Pflanzenwelt, vergöttert; insbesondere wurden die Götter in 
menschlicher Gestalt dargestellt. 
5. Wie verschieden aber auch die Formen dieser sogenannten 
Naturreligion waren, bei vielen leuchteten noch immer dernr- 
sprüngliche Glaube und die bessere Erkenntnis des Einen gei- 
stigen Gottes durch. In dieser Beziehung sagt ein weiser Heide 
(Plntarch): „Es gibt feine verschiedenen Götter der Griechen und 
Barbaren, der Nord- uud Südländer; sondern gleichwie Sonne und 
Mond, Himmel und Erde, überall dieselben, von Andern anders ge- 
nannt werden, so wird der allgemeine Gott .von Andern anders 
gefeiert." So ist bei den Gebildeten unter den alten Völkern die 
Ahnung des Einen geistigen Gottes nie ganz untergegangen. 
6. Die Aegypter unterschieden, wie die Pe-rser, ein gutes 
und böses göttliches Wesen, jenes Osiris, dieses Typ hon genannt. 
In der Isis, der Gemahlin deZ"Dfiris, verehrten sie die ernäh- 
rende Erde nnd den Mond. Auch nützliche uud schädliche Thiere, 
wie der Vogel Ibis, das Krokodil, das Sinnbild des Unheil 
bringenden Typhon, die Katze, das Ichneumon, der Widder 
u. a., vorzüglich aber der Apis, ein mit besonderen Flecken bezeich- 
neter Stier, das Bild des segenbringenden Osiris, die Lotos- 
blnme, als Bild des Weltalls it. a., waren Gegenstände göttlicher 
Verehrung bei den alten Aegyptern. An diesem Thierdienst 
hingen die Aegypter so fanatisch, daß Derjenige hingerichtet wurde, 
der vorsätzlich ein heiliges Thier getödtet hatte. 
Die Deutung und den'Sinn dieser religiösen Vorstellungen be- 
wahrten die Priester in Geheimlehren, den sogenannten My- 
sterien. 
*) Der Ausdruck Heidenthum von Heide, d. i. unbebautes Land, als 
Gegensatz zum Christenthum, entstand, als dieses siegreich in den Städten 
des römischen Reichs sich ausbreitete, und die Verehrer der alten Götter vorzugs¬ 
weise noch einige Zeit auf dem Lande sich erhielten, daher sie pagani, deutsch 
Heiden, genannt wurden. ,
	        
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