Full text: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

1. Heinrich I. (933.) 
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Mittelpunkten eines lebhaften Handelsverkehrs und erweiterten sich all- 
mühlich zu Städten, wie Quedlinburg, Goslar u. a. (daher der Name 
„Heinrich der Städteerbauer"). Außerdem verbesserte Heinrich das Heer- 
Wesen, namentlich schuf er an Stelle des alten Heerbanns zu Fuß ein 
gut gerüstetes, der Angriffsweise der Magyaren gewachsenes Reiterheer. 
Die Tüchtigkeit desselben erprobte der König zunächst in Kämpfen 
gegen die östlich von der Elbe ansässigen Wenden. Im Lande der 
Heveller eroberte er mitten im Winter die sumpfumgürtete Feste 
B renn ab or (Brandenburg); später gewann er auch die Mark Schles- 
wig dem Reiche von den Dänen zurück. 
Als nach Ablauf des Waffenstillstandes die Magyaren den fälligen 
Tribut forderten, wies er sie ab (Sage vom „räudigen Hund"). Wut- 
schnaubend fielen nun ihre raubenden und sengenden Scharen in das 
Land und zerstreuten sich zur Plünderung. Auf das Hauptheer stieß 
der König bei Riade an der Unstrut (Rietheburg in der goldenen 
Aue) 933 und schreckte die Magyaren durch einen leicht errungenen 
Sieg so, daß Deutschland lange Zeit vor ihnen Ruhe hatte. 
Drei Jahre später verschied Heinrich, tief beklagt von allem Volk. 
Er ist in Quedlinburg bestattet. Allezeit wird man ihn als den 
Begründer des deutschen Reiches preisen. 
3. Otto I. der Große. (955. 962.) 
Getreu dem Versprechen, welches sie Heinrich I. gegeben hatten, 
wählten die Großen sämtlicher deutschen Stämme seinen vierundzwanzig- 
jährigen Sohn Otto zum König. In Aachen fand die feierliche 
Krönung und Salbung ftatt (die Erzämter beim Krönungsmahl). 
Durchdrungen von der Hoheit der Königswürde, sah es der neue Herr- 
scher als seine Aufgabe an, die Selbständigkeit, die sein Vater den Her- 
zögen eingeräumt hatte, zu beseitigen und die Herzöge zu einfachen 
Reichsbeaniten zu machen. Darüber kam es zu heftigen Aufständen, an 
denen sich auch die Brüder Ottos beteiligten. In eine besonders ge- 
fährliche Lage geriet der König, als sich sein jüngerer Bruder Hein- 
rich mit den Herzögen von Franken und Lothringen verband, um 
ihm die Königskrone zu entreißen. Doch das Glück war Otto hold. 
Bei Andernach ward der Franke im Kampfe erschlagen, der Lothringer 
ertrank auf der Flucht im Rhein; nun flehte Heinrich um Gnade und 
erhielt Verzeihung. Aber vom Ehrgeiz verblendet, ließ er sich bald 
darauf zu einem Mordanschlag gegen Otto verleiten. Die Verschwörung 
ward entdeckt, und Heinrich in Haft genommen. Auch diesmal vergab
	        
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