Full text: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

§ 21. Erhebung der Niederländer. 127 
überwiesen hatte, gelang es zwar, die katholischen Südstaaten znrückzn- 
gewinnen, doch die nördlichen schlössen sich 1579 zu einem neuen Bunde 
zusammen (Utrechter Union). Als Wilhelm von Oranien durch 
Mörderhand fiel, fand er in seinem siebzehnjährigen Sohne Moritz einen 
mannhaften Nachfolger, der das vom Vater begonnene Werk würdig 
fortsetzte. Der Heldenmut der Holländer zeigte sich namentlich bei der 
glorreichen Verteidigung Leydens und Antwerpens. Leyden hielt 
sich, doch Antwerpen wurde trotz der vielfachen Kunstfertigkeit des Ita¬ 
lieners Gianibelli (Brander) von dem spanischen Feldherrn Alexander 
Farnese erobert (Schillers Darstellung). Schließlich wurden die 
Spanier des Kampfes müde und erkannten im Jahre 1609 durch einen 
zwölfjährigen Waffenstillstand die Unabhängigkeit der sieben nördlichen 
Provinzen an. 
Schon früher hatten sich die Niederländer durch lebhaften Handel und 
Verkehr bedeutende Reichtümer erworben; jetzt entfaltete sich ein doppelt 
reges Leben. Während des Freiheitskampfes hatten sie ihren Feinden, 
den Spaniern, zur See vielfachen Schaden zugefügt und ihnen manche 
Kolonie abgejagt. Nun gingen sie selbständig vor und gründeten vor 
allem ihre Kolonieen in Asien. Eine Fülle von Reichtum kam dorther,, 
der die Niederländer bis zum Beginn dieses Jahrhunderts zur ersten 
Geldmacht Europas machte. Die Seehelden Tromp, de Rnyter. 
Holland war seitdem eine Republik (die Herren Staaten General), an deren 
Spitze ein erblicher Statthalter stand. Diese Würde blieb im Besitz des Hauses 
Oranien. Im achtzehnten Jahrhundert sank das politische Ansehen Hollands. 
Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurden die südlichen Provinzen, die früher nicht 
von Spanien abgefallen waren, mit Holland zu einem Königreiche der Niederlande 
auf kurze Zeit vereinigt. (§ 65.) 
V. England unter Elisabeth. 
§ 22. England vor Elisabeth. Die reformatorische Lehre hatte 
in England frühzeitig Eingang gefunden, doch war sie so lange im 
geheimen verbreitet, bis König Heinrich VIII. (Haus Tudor) aus rein 
persönlichen Gründen sich von der römischen Kirche trennte und sich zum 
Papst in seinen eigenen Landen machte. Unter der Regierung seines Sohnes 
wurde der englischen Kirche eine neue Verfassung gegeben. Als aber nach 
dessen Tode seine Schwester Maria, die dem römischen Glauben treu 
geblieben und mit dem König Philipp II. von Spanien verheiratet 
war, auf den Thron kam, brachen schwere Tage für das Land an. 
Strenge Glaubensgerichte wurden gehalten, und zahllose Opfer hauchten 
ihr Leben auf dem Scheiterhaufen aus, doch durch diese Drangsale 
Lehr- und Lesebuch der Geschichte. 9
	        
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