Full text: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

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XIV. Die Einigung Italiens. 
hängige Staaten; die beiden letzteren machten sich später zu Königreichen. 
Bulgarien wurde ein türkischer Schutzstaat. Bosnien und die 
Herzegowina besetzten einstweilen die Österreicher. Die Türkei behielt 
nur einen Teil der Balkanhalbinsel und mußte die Gleichberechtigung 
der Christen mit den Mnhamedanern anerkennen. 
XIV. Die Einigung Italiens. 
§ 71. Italien war seit dem Mittelalter im Besitz verschiedener 
europäischer Staaten gewesen. Es hatte sich dann hier im Laufe der 
Zeit eine ganze Anzahl kleiner Staaten gebildet, doch zu einer 
nationalen Einigung war es nicht gekommen. Napoleon I. hatte allerdings 
ein Königreich Italien geschaffen, aber zu diesem gehörte nicht der 
Süden der apenninischen Halbinsel. Nach dem Wiener Kongreß hatte hier 
wiederum Österreich den größten Besitz. 
Unter den Italienern erwachte überall das Verlangen nach Be- 
freiung von dem fremdländischen Joche. Diese Bestrebungen suchte der 
König von Sardinien zu benutzen, um sein Reich zu vergrößern. 
Ein erster Versuch, die Österreicher aus Italien zu vertreiben, mißlang. 
Nichtsdestoweniger feierten die nationalen Einheitsbestrebungen nicht, 
sondern wurden durch Vereine und geheime Verbindungen in allen 
Italienern mehr und mehr geweckt. An den fremdländischen Fürsten- 
Häusern hingen die Unterthanen nicht. Darum wandten sich aller 
Sympathieen dem in Savoyen und Piemont seit langer Zeit regieren- 
den Königsgeschlecht zu. Aber allein wollte Victor Emanuel, der 
König von Sardinien, nicht vorgehen. Erst als er die Unterstützung 
Napoleons III. durch die Gewandtheit seines Ministers Cavour ge- 
Wonnen hatte, war er auf einen erneuten Kampf gegen die Österreicher 
bedacht. Der kräftigen Beihülfe der Franzosen verdankte er es dann, 
daß in wenigen Wochen die Österreicher sich zum Friedensschluß bereit 
fanden und die Lombardei abtraten. 
Inzwischen war in den kleineren Staaten Mittelitaliens eifrig 
gearbeitet. Das Volk hatte die Herrscher vertrieben und rief den König 
von Sardinien als Landesherrn aus. Nun galt es, auch den Süden 
für die nationale Sache zu gewinnen. Garibaldi landete mit tausend 
Freiwilligen in ©teilten. Überall fand er begeistertes Entgegen- 
kommen; von Tag zu Tag wuchs seine Schar. Nach wenigen Wochen 
war die ganze Insel in seiner Hand, und da er nun über eine be- 
deutende Streitmacht verfügte, setzte er nach Neapel über, um hier die 
Herrschaft der Bourbonen zu stürzen. Auch diese Lande riefen Victor
	        
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