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und sorgte für das Wohl der Bewohner, so daß die Pfalz bald
zu einem gesegneten Landesteil wurde. Da seit 1840 auch Eisen-
bahnen erbaut wurden, stieg der Reichtum und die Wohlhabenheit
der Bewohner so sehr, daß die Pfalz heute nicht mit Unrecht das
Paradies Deutschlands genannt wird.
In der Pfalz wohnt jetzt ein strebsames, tüchtiges, lebhaftes
Volk. Die Bewohner der Pfalz sind meist Franken und werden
Pfälzer genannt. Der Pfälzer ist leichtblütig und heiter, leicht
erregbar, sehr mitteilsam, hat eine geläufige Zunge und führt
gerne das große Wort; er ist neugierig und offenherzig. Dem
öffentlichen Wesen und frohen Festen ist er sehr zugetan. In der
Pfalz wird viel „gedischgeriert und gar viel geräsoniert", wie es
in dem Gedicht „Der Pfälzer in Konstanz" heißt, das den Pfälzer-
charakter vortrefflich zeichnet. Kommt man vor ein Pfälzer
Wirtshaus, so schallt einem häufig ein Wortgebraus entgegen, daß
man meinen könnte, es gäbe darin Mord und Totschlag; tritt
man aber ein, so findet man einige Männer friedlich beisammen
sitzen, die sich vom Wetter, vom Tabak und von den Reben er-
zählen, oder über Politik, Zeppelin und Militär ihre Ansichten
austauschen.
Anhang.*)
t Der Sommertag in Heidelberg.
Wenn die langen Winterstürme schweigen, und das erste
Grün sich schüchtern aus der Erde hervorwagt, dann erwacht
auch neue Lust und Freude in den Herzen der Menschenkinder.
Darum pflegten schon unsere Vorfahren beim Beginne des segen-
bringenden Frühlings große Feste zu veranstalten. Die Erinnerung
an die Frühlingsfeier der alten Deutschen hat sich in dem
*) Folgende Sagen und Geschichten sind aus der so gerne gelesenen,
lehrreichen und wohl vollständigsten Sammlung badiscker Sagen und Ge-
schichten von I. Schmitt, Fr. Ackermannes Verlag Wetnheim, mit gütiger
Erlaubnis des Verfassers entnommen. Es ist mir eine willkommene Ge¬
legenheit, hier die oerehrten Kollegen auf dieses vortreffliche Werkchen
empfehlend aufmerksam machen zu können.