Full text: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

Wilhelm L 
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listig durch einen Waffenstillstand zu retten. Doch ohne Erfolg. 
Preußen blieb fest; der Kampf wurde fortgesetzt, und schon am 29. Juni 
in nächtlicher Frühe ging Herwarth v. Bittenfeld kühn nach der Insel 
Alsen über und nahm sie im Sturm. Da verloren die Dänen, in 
ihrer Hoffnung auf fremde Hilfe getäuscht, den Mut zu weiterem 
Kampfe, und ihr König trat im Frieden zu Wien im Oktober 1864 
Schleswig-Holstein-Lauenburg an die Verbündeten ab. 
Was aber sollte nun mit den eroberten Ländern geschehen? Immer 
brennender wurde diese Frage; sie hing aufs innigste zusammen mit 
der anderen: „Wirb Preußen endlich die seiner Macht gebührende 
Stellung im beutschen Buube erhalten?" 
Unb sie würbe Anlaß zum Kampfe zwischen Preußen und Öfter- 
reich, die soeben noch ritterlich nebeneinander gefochten hatten. Aber 
unerträglich war die Art, wie man Preußens gesunde Kraft im deutschen 
Bunde niederhalten wollte, unerträglich auch die Fortdauer der Schwäche 
Deutschlands unter der Form des deutschen Bundes. Trotz König 
Wilhelms Friedensliebe und Nachgiebigkeit blieb ihm schließlich keine 
anbere Wahl, als das Schwert gegen die deutschen Brüder zu ziehen. 
Schwer wurde dem fast 70jährigen Greise der Entschluß, sehr 
schwer. Vielfache Bande verknüpften ihn mit Wien; wohl kannte er aus 
früher Jugendzeit die Schrecken eines großen Krieges, und wieder galt 
es einen Kampf auf Tod und Leben! (Aufruf König Wilhelms: „An 
Mein Volk!" 18. Juni 1866.) Aber nur „durch Eisen und Blut" 
konnte Preußens gutes Recht zur Geltung kommen, konnte Deutschland 
ein mächtiges Reich werden! 
Auf Österreichs Seite standen alle größeren deutschen Staaten 
(welche?); nur wenige kleinere hielten zu Preußen. Einen Bund aber 
hatte König Wilhelm mit Italien geschlossen, welches von Österreich 
Venetien zu erwerben hoffte. 
Zunächst wurden Sachsen, Hannover und Kurhessen mit 
Blitzesschnelle von preußischen Abteilungen besetzt. Die Hannoveraner 
streckten nach tapferem Widerstande bei Langensalza die Waffen; die 
kurhessischen Truppen wichen nach Süddeutschland aus, die Sachsen nach 
Böhmen. Hier stand die Hauptmacht der Österreicher unter dem 
General Benedek; hier mußten die Würfel der Entscheidung fallen. 
Einen vorzüglichen Angriffsplan hatte unser großer Schlachtendenker 
ausgearbeitet, der damals als General v. Moltke Chef (Leiter) des 
preußischen Generalstabes war. 
Hiernach rückten die preußischen Heere, deren Leitung König 
Wilhelm, anfangs von Berlin aus, selbst übernahm, in drei getrennten
	        
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