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im nordischen Krieg die Ostseeprovinzen (Gründung von Petersburg). Seine
Ziele verfolgte unter seinen Nachfolgern am eifrigsten Katharina II, welche
den größten Teil von Polen an sich brachte und durch mehrere Türken-
kriege die russische Herrschaft am Schwarzen Meer ausbreitete.
3. y»Iert bildete ein großes Reich vsn 13 ©00 Butfrretmeilot von
der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Als es aber ein Wahlreich wurde,
in welchem ein stets uneiniger Adel herrschte, geriet es in Verfall. Die
Bauern, von ihren adeligen Herren mißhandelt, kümmerten sich nichts um
das Vaterland. Die Verfolgungen der Protestanten und griechischen Christen
boten Preußen und Rußland einen Anlaß, sich in die polnischen Angelegen¬
heiten zu mischen. In Polen brach de^Bürgerkrieg aus, und die russische
Kaiserin Katharina II riß nun in Verbindung mit Preußen und Österreich
ein Stück nach dem andern von Polen ab, bis schließlich mit der dritte n 1795
Teilung das polnische Reich aufhörte. (Rußland erhielt fast zwei Drittel
des Ganzen.)
VIII. Französische Revolution.
Der schwache Ludwig XV, welcher fast sechzig Jahre regierte, wurde
beherrscht von verschiedenen Günstlingen und Buhlerinnen, unter denen
namentlich die Marquise von Pompadour berüchtigt war. Durch die Sitten-
losigkeit des Hofes verlor die Krone alle Achtung, durch unsinnige Verschwen-
dung wuchs die Staatsschuld ungeheuer an; dies, sowie die rücksichtslose
Willkür Herrschaft steigerte die Erbitterung im Volke immer mehr.
Zudem waren die Steuern so ungleich verteilt, daß sie den dritten Stand
mehr belasteten als die bevorrechteten Stünde, Adel und Geistlichkeit.
Auf Ludwig X\ folgte sein Enkel, der wohlwollende, aber schwache
Ludwig XVI, vermählt mit Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias.
Um sich aus der Geldnot zu retten, entschloß sich endlich der König, die
Reichs stände zu berufen, was seit 1614 nicht mehr geschehen mar. In 1789
diesen gewann bald der dritte Stand die Oberhand und erklärte sich für
die Nationalversammlung (1789—179n. Die Schreckeil der Revo-
lution nahmen ihren Anfang mit der Erstürmung der Bastille. Die National¬
versammlung, noch königlich gesinnt, entwarf eine Verfassung, welche von
Ludwig bei dem großen Verbrüderungsfest beschworen wurde. Der Adel
mid^M Mönchsorden wurden abaesckmfft und die geistlichen Güter für
Staatseigentum erklärt. Ein großer Teil des Adels wanderte ^besonders
nach Deutschlands und schürte hier den Krieg gegen das Vaterland. Um
Stahl u> Grun sky, Leitfaden der Geschichte. 3. Auflage. 6