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darauf, die Husiten mit Waffengewalt zur Ruhe zu zwingen, und um die Böhmen
durch gütlichen Vergleich zum Frieden zu bewegen, forderte er und das allgemeine Ver-
langen nach einer gründlichen Heilung des husitischen Streites entschieden vom Papste
Martin V. die Berufung des verheißenen Concils in Basel. Dasselbe trat 1431 1431—1*48.
zusammen, und sogleich wurde eine Gesandtschaft der Husiten eingeladen, um mit ihnen
über ihre Forderungen zu verhandeln. Procop der Große und ein gelehrter Geistlicher
von den Calixtinern erschienen in Basel, und nachdem mit ihnen die Väter des Concils
50 Tage lang weitschweifig, oft bitter und heftig disputirt hatten, kam man dahin
überein, daß eine Gesandtschaft des Concils die heimziehenden Böhmen begleiten sollte,
um auf einem Landtage in Prag die Verhandlungen zu Ende zu führen. Dieser Ge¬
sandtschaft gelang es endlich, am 30. November 1433 in den sogenannten „Basler
oder Prager Compactaten", allerdings nur mit den Calixtinern, eine Vereinigung
zu Stande zu bringen. In den Campactaten hieß es:
„1) In Betreff des Kelches, daß die Böhmen und Mähren, wenn sie in Einigkeit
und Frieden mit der Kirche lebten, und sich weder im Glauben noch in den Ceremonien
unterschieden, auch unter beiderlei Gestalt communiciren dürften, doch
hätten die Priester dabei zu lehren, daß in der Gestalt des Brotes nicht bloß Christi
Leib, noch in der Gestalt des Weines bloß Christi Blut, sondern daß in jeder Gestalt
Christus ganz und vollständig fei.
2) Oeffentliche Verbrechen und Laster der Geistlichen sollen nach dem göttlichen
Gesetze und den Ordnungen der Kirchenväter gestraft werden und zwar von den gewöhn-
lichen Obrigkeiten, jedoch mit Zuziehung von Geistlichen bei der gerichtlichen Entscheidung.
3) Das Wort Gottes soll frei und ungehindert gepredigt werden, doch sollten
die Priester von ihren kirchlichen Vorgesetzten dazu verordnet und die Gewalt des
Bischofs berücksichtigt werden.
4) Bezüglich der weltlichen Herrschaft der Geistlichen lautete die Fassung, die Kirche
könne erbliche Güter besitzen und die Geistlichen sollten das Kirchengut verwalten, keine
weltliche Person dürft sich solches Gut, ohne Kirchensrevel aneignen."
Die Taboriten und Orphaniten wollten aber von den Compactaten nichts wissen,
und nun brach mit schrecklicher Wuth der Krieg zwischen den Taboriten und Calixtinern
aus. Die Taboriten wurden aber in der Schlacht bei B öhmischbrod im März 1434
geschlagen, auch waren im Getümmel die beiden Procope gefallen. Als nun 1435
Tabor zerstört war, erkannten die Böhmen 1436 Sigmund als ihren König an, und
Ruhe kehrte wieder. Aus den besseren Resten der Taboriten bildete sich 1457 die
innerlich gereinigte Gemeinde der böhmifch-mähtischen Brüder.
Im Jahre 1437 starb der Kaiser Sigmund. Bei der Lage im Reiche hatte er
dasselbe stets seinen Wirren überlassen und sich nur um seine Erbländer, vornehmlich
um Ungarn, gekümmert. Auf feinem Römerzuge 1431—1433 hatte er sich zwar die
Kaiferkrone aus Rom geholt, doch hatte der Zug weiter keine Erfolge. Auch konnte
er es nicht wehren, daß Holland, Seeland, Luxemburg und Namur an Burgund
fielen, wo Philipp der Gute regierte. Als wichtige Ereignisse unter seiner Re-
gierung sind noch zu bezeichnen die Belehnung seines Freundes Friedrich VI. von
Hohenzollern mit dem Kursürstenthume Brandenburg (1415), und die Übertragung
der sächsischen Kurwürde auf Friedrich den Streitbaren von Meißen und
Thüringen aus dem Haufe Wettin (1423), nach dem Aussterben des ascanischen
Mannesstammes in Sachsen-Wittenberg.