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Das goldene Vlies und die Argonauten.
nicht, woher der Stein kam, beschuldigten sich gegenseitig, und bald war das
ganze Feld in wildem Kampf. Die Riesen schlugen einer den andern tot,
und Jason schaute zu und tötete die letzten, die ganz erschöpft übrig blieben.
Die Sonne ging unter, da war das Werk vollendet, und Nestes gab ihm
jetzt die Erlaubnis, das Vlies zu holen.
Aber das war noch sehr schwer, und Jason- sann sorgenvoll nach, wie
er den giftigen, nie schlafenden Drachen besiegen sollte. Da schlich in der
dunklen Nacht Medea zu ihm und führte ihn in den heiligen Hain, wo
ihnen das wunderbare Vlies schon entgegenleuchtete. Durch ein Zaubermittel
schläferte sie den Drachen ein, daß er ihre Ankunft nicht bemerkte. Schnell
nahm Jason das köstliche Vlies, dann eilten sie zur Argo, Medea stieg mit
ihnen ein, und sie fuhren mit der Beute davon.
Aber Aeetes setzte ihnen nach. Schon waren seine kleinen Schiffe ganz
nahe, schon meinten die Argonauten, sie wollten ihm Medea zurückgeben,
um das Vlies zu behalten; da packte diese ihren kleinen Bruder Apsyrtos,
den sie heimlich aus dem Palaste mitgenommen hatte, schnitt ihm den Kopf
ab und warf den ins Meer dem Vater in den Weg. Aestes erkannte sein
Söhnchen und fischte den Kopf aus dem Wasser auf. Dann zerstückelte
Medea den ganzen kleinen Körper und warf die Stücke eines nach dem
andern ins Meer, und der trauernde Vater hielt sich solange mit dem Auf¬
fischen der Teile auf, daß die Argo glücklich entkam. Jason aber grauste
vor dem wilden Sinn der Medea; doch nahm er sie zum Weibe, weil sie
so schön war.
I). Jason und Mcdea. In Jolkos fanden sie, daß Pelias beide Eltern
Jasons getötet hatte. Zornig beschloß Medea, sie mit ihrer Zauberkunst
zu rächen. Als Priesterin verkleidet, kam sie in den Königspalaft und über-
Medea. Al^griechisches Basenbild.