Tcis westelbische Tiefland. 63
moräne es ist. Meist ist aber der Geschiebelehm von den Gewässern stark aus-
geschlämmt. So bestehen die höheren Teile aus Sand („Geschiebedecksand"),
die Täler und Senken aus Lehm. Große nordische Blöcke sind als „Findlinge"
über das ganze Gebiet verstreut, von den Urbewohnern oft zu gewaltigen Hünen-
gräbern zusammengebaut.
In der Geest wechseln fruchtbare, wohlbewässerte Täler mit
wohlhabenden Bauerndörfern und spärlich bewachsene Höhenrücken
ab. Zu letzteren gehört auch das Gebiet der Lüneburger Heide, das zwischen Elbe
und Aller einen Raum einnimmt, der etwa y3 von Sachsen entspricht. Die weite
Fläche trägt vorwiegend Heidekraut (unsere Besenheide und an feuchteren Stellen
die rosa gefärbte Edelheide), dazwischen Wacholdergebüsch. Stellenweise geht der
Boden in wüstenhaften Flugsand über, worauf nichts gedeiht. Anderwärts hat
man mit Erfolg die Heide mit Kiefern, selbst mit Eichen aufgeforstet. So ist sie
durchaus nicht ohne landschaftliche Reize, und die Zahl ihrer Bewunderer wächst
von Jahr zu Jahr. Die Bewohner treiben Bienen- und Schafzucht (Heid-
fchuucken). Als Körnerfrucht dient der Buchweizen. Heidel- und Preißelbeeren
wachsen reichlich.
Auch Mineralschätze birgt die Heide. Bei Lüneburg und Stade trifft
man Gipslager und Salzquellen, und die Tiefbohrungen um Celle haben ansehn-
liche Petroleumlagerstätten erschlossen (beim Dörfchen Wietze).
Infolge der geringen Ertragfähigkeit des Bodens bestehen die
Siedelungen der Heide meist aus Einzelhöfen und kleinen Dörfern.
Die Bevölkerungsdichte bleibt streckenweise sogar unter 20 Einw. auf 1 qkm.
Die größeren Ortschaften, alle zur preußischen Provinz Hannover gehörig,
liegen meist am Rande der Heide: an der Aller Celle und Verden, gegen die Elbe
hin Lüneburg und Stade. An der Grenze der Geest gegen das Moorgebiet liegt
Oldenburg, die Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtums.
Die Moore.
Verbreitung. Von den 22000 qkm (= 1 ^Sachsen), die in Norddeutschland
von Mooren eingenommen werden, kommt der größte Teil auf den NW. In Olden¬
burg sind 19%, in der Provinz Hannover fast 15% vermoort; doch sind auch die
Provinzen Schleswig-Holstein, Brandenburg und Preußen reich an Mooren. Das
größte, zum Teil zu den Niederlanden gehörende ist das Bourtauger Moor (Bour
— Bauer, Tange — ein langer Sandrücken) mit 1500 qkm; bedeutend sind ferner
das Saterland an der Ems und das Teufelsmoor bei Bremen.
Entstehung. Die norddeutschen Moore sind meist aus Seen entstanden,
an denen das Land am Schlüsse der Eiszeit viel reicher war als heute. Sie verlandeten
allmählich durch eingeschwemmten Tonschlamm und durch das Wachstum der Ufer-
pflanzen (Schilf, Rohrkolben, Sauergräser). Dann siedelten sich genügsame Birken
und sumpfliebende Erlen an. Je ärmer der Boden an Nährstoffen wurde, um so
mehr lichtete sich der Wald; Wollgräser, Torfmoos und an trockeneren Stellen Heide-
kraut nahmen seine Stelle ein. Das Torfmoos wirkt wassersaugend, und da es nach
der Mitte zu rascher wächst als am leichter austrocknenden Rande, so wölben sich die
Moorflächen oft wie flache Uhrgläser, daher der Name Hochmoore. Das Heide-